125 Jahre Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Alsfeld

Von Hauptbrandmeister Helmut Knierim, Alsfeld (1979)

Die Gründung des Freiwilligen Feuerwehr-Korps in Alsfeld 1853/1854

Im Mittelalter waren die Zünfte gemäß der vom Rat der Stadt Alsfeld im Jahre 1595 erlassenen „Ordenung in Feuerschnoden” für die Brandbekämpfung mit unzureichenden Gerätschaften zuständig. Danach bestand von 1765 bis 1854 eine Bürgerfeuerwehr, die sich aus verpflichteten Bewohnern der Stadt rekrutierte. Sie bedienten eine Stadt- und eine Landspritze aus dem Jahre 1765. Zu diesen war 1841 noch eine Tragspritze hinzugekommen. Die Bürgerfeuerwehr, die nach der Feuerordnung des Landesherrn Landgraf Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt von 1767 tätig war, wies hier und anderen Ortes viele Mängel auf.

Dies wurde bei dem großen Brand im Mai 1842 in Hamburg besonders deutlich. Innerhalb von 3 Tagen wurden über 4000 Häuser eingeäschert. Man kam zu anderen Erkenntnissen und eine neue Idee wurde wachgerufen. Letzteres führte zur Gründung von Freiwilligen Feuerwehren und in den Großstädten zur Aufstellung von Berufsfeuerwehren.

Die beiden damals sehr bekannten Fabrikanten für Spritzen und Feuerwehrgerätschaften, Carl Metz (1818-1877) aus Heidelberg und Conrad Dietrich Magirus (1824-1895) aus Ulm, zogen bei ihren Verkaufsfahrten durch die deutschen Lande und regten dabei unter den Bürgern der Städte und Gemeinden die Gründung von Freiwilligen Feuerwehren an. So gründete Carl Metz 1846 in Durlach eine der ersten Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland. Bereits im Februar 1847 bestand sie bei dem schrecklichen Theaterbrand in Karlsruhe ihre Probe. Die Entstehung von weiteren Freiwilligen Feuerwehren wurde hierdurch verursacht. Diese Bewegung erhielt durch die damals herrschenden politischen Verhältnisse Auftrieb, da sich die Menschen vom Absolutismus abwanden und zu einem freiheitlichen demokratischen Denken hinstrebten. Vor allen Dingen waren es die Turnvereine, die den gemeinnützigen Gedanken der Brandbekämpfung auf freier und freiwilliger Basis in die Tat umsetzten. Aus der weißen Turnerjacke war der Dienstrock der Feuerwehr hervorgegangen, da Uniformen zu dieser Zeit nicht sehr beliebt waren.

Dies war die allgemeine Lage als Anfang Dezember 1853 der in Feuerwehrkreisen wohlbekannte Spritzenfabrikant und als Gründer der deutschen Freiwilligen Feuerwehren angesehene Carl Metz aus Heidelberg wegen des Verkaufes einer neuen Abprotz-Saugspritze nach Alsfeld kam. Diese Notwendigkeit war nach einem Brand am 16. Juli 1853 in Alsfeld erkannt worden, „denn das Löschmaterial war reichlich defekt und bei dem üblen baulichen Zustand der hiesigen Stadt nicht ausreichend”. Carl Metz und Bürgermeister Ramspeck regten nach Eintreffen des Ersteren die Gründung eines freiwilligen Feuerwehrkorps in unserer Stadt an. Die von Fabrikant Metz mitgeführte Spritze nebst einem Beiwagen und verschiedenen Rettungsgerätschaften wurden am 8. Dezember 1853 ausprobiert. Zu diesem Zweck hatte er zuvor mehrere Alsfelder Bürger, die sich freiwillig zur Verfügung gestellt hatten, mit der Bedienung vertraut gemacht. Es waren folgende Herren:

Lorenz Rößner I.
Adolf Freundlieb
Conrad Bornmann
Fritz Hanauer
Ernst Krause
H. Konrad Waldeck
Georg Klingelhöffer
Hartmann Allendorf
Georg Kurtz
Heinrich Döring Il.
Louis Weyland
Heinrich Haber

Nachdem die Spritzenprobe zufriedenstellend verlaufen war, wurden die genannten Herren von Carl Metz im Gasthaus zum Schwanen bewirtet und von Seiten der Stadt am 12.12.1853 der Kaufvertrag für die Spritze abgeschlossen. Der Kaufpreis betrug 1200 Gulden.

Danach lud Carl Metz die Bürgerschaft von Alsfeld durch das Allgemeine Intelligenzblatt zu einer Versammlung in den Bürgersaal des Weinhauses am 15.12.1853 ein, „da die Organisation des neueren Löschwesens dem älteren gegenüber einer Regelung bedarf, die nur durch die allgemeine Teilnahme erzielt wird”.

In dieser Versammlung sprach Carl Metz über seine gemachten Erfahrungen und unterbreitete seine Vorschläge. Die Metzsche Idee fasste Wurzel, nachdem auch der „löbliche Stadtvorstand“ sich für die Gründung eines freiwilligen Feuerwehrkorps eingesetzt hatte. Es wurde schnell „ein provisorisches Comite“ gewählt, das die Statuten ausarbeiten sollte. Schon am 9. Januar wurden sie der Generalversammlung vorgelegt und auch angenommen.

Die Statuten beginnen: „Es hat sich im Januar 1854 unter dem Namen Alsfelder Feuerwehr ein Verein von Freiwilligen gebildet, welcher bei Feuersgefahren die Rettung des bedrohten Lebens und Eigenthums zur Aufgabe sich stellt.“

Am 12. Januar 1854 wählte man das „provisorische Verwaltungs- und Directionspersonal”:

Hauptmann: H. Hoelscher
Vicehauptmann Gg. M. Bellinger
1. Adjutant Werner Ramspeck jun.
2. Adjutant I. C. Th. Bücking

Verwaltungsrat:

Hermann Bücking
C. G. Bücking
Chr. Bellinger
Jakob Kober
August C. Waldeck

Der unter dem Verwaltungsrat genannte Jakob Kober war das erste freiwillige Feuerwehrmitglied dieser Familie, die uns in vier nachfolgenden Generationen bis zur Gegenwart immer wieder aktive Mitglieder gestellt hat.

Der provisorische Vorstand richtete am 17. Januar 1854 an den Stadtvorstand die Bitte, die Statuten des Korps und die Anschaffung der Uniformstücke zu genehmigen und dem Korps die neue Stadtspritze nebst den Rettungsgeräten zu überlassen. Der Stadtvorstand stimmte den Statuten anstandslos zu und schickte sie dem Kreisrat, der sehr viel daran zu ändern fand. Mit der Änderung erklärten sich die Mitglieder nicht einverstanden. Infolge der durch die Behörden verursachten Schwierigkeiten schien es fast so, als ob sich das Werk der Freiwilligen zerschlagen wollte. Man war sich nicht im klaren wegen der Kompetenzen und Finanzen. Mit dem Kreisrat stritt man vor allem wegen der in den Statuten vorgesehenen Geldstrafen. Inzwischen schrieb aber der Kreisrat Fröhlich am 17. Oktober 1854, dass das Feuerwehrkorps mit seinen „Exercitien” fortfahren soll.

Nach einem Schreiben des Kreisrates an den Bürgermeister Ramspeck vom 28. Dezember 1854 hatte endlich am 11. Dezember 1854 das Großherzoglich Hessische Ministerium des Inneren die Statuten genehmigt mit der Änderung, dass die Geldstrafen nicht das Korps zu erheben berechtigt war, sondern allein dem Kreisrat als der Disziplinargewalt zustanden. Bürgermeister Ramspeck teilte dies am 15. Januar 1855 dem Hauptmann Hoelscher mit. Am 24. Januar 1855 schrieben H. Hoelscher und Georg M. Bellinger dem Bürgermeister, dass die am 20. Januar stattgefundene Generalversammlung sich mit den geänderten Statuten nicht einverstanden erklären konnte, und dass sie selbst sich bis zur endgültigen Klärung immer noch als provisorische Hauptleute betrachten würden. Am 3. September 1855 wird berichtet, dass sich das Freiwillige Feuerwehr-Korps von 67 Mitgliedern zur Bedienung der neuen Stadtspritze nunmehr endgültig konstituiert habe. Zum 1. Hauptmann wurden der Dachdeckermeister Lorenz Rößner und zu seinem Stellvertreter der Weißbindermeister Fritz Hanauer gewählt.

Die Uniformierung des Korps bestand aus einer von jedem Mitglied selbst anzuschaffenden weißen Jacke und aus einem von der Stadt gestellten schwarzen Zinkhelm mit einem mit A gezeichneten Messingwappen sowie schwarz-rot gestreiftem Gürtel; die Steigermannschaft besaß ferner Rettungsseil und Beil. Die Hauptleute trugen Messinghelme mit rotem Busch, die Adjutanten mit weißem Busch und die Obleute eine Helmraupe aus Messing und ein drei Zoll breites Armband von weißer Farbe mit roter Einfassung am Rande. Das Freiwillige Feuerwehr-Korps bestand aus einer Steigerabteilung mit Hakenleitern, Rettungssack usw., die die Nummer 1 trug, der Saugspritzenabteilung mit der Nummer 2 und der Wachmannschaft mit der Nummer 3. Die Geräte des Korps waren im Spritzenhaus am Spital untergestellt (dieses Spritzenhaus wurde im Jahre 1911 abgebrochen).

Die Bürger- oder Pflichtfeuerwehr bestand neben dem Freiwilligen Feuerwehr-Korps in ihrer alten Form weiter.

Während die Freiwillige Feuerwehr bei Bränden nur immer ihr Bestes gab, klappte der Einsatz der Pflichtfeuerwehr, besonders bei der Landspritze, nicht immer so, wie es sein sollte. Das Freiwillige Feuerwehr-Korps, welches im Jahre 1859 bereits 90 Mann stark war, bediente die Saugspritze und die Rettungsgerätschaften.

Die Freiwillige Turnerfeuerwehr von 1863 bis 1876

Im Jahre 1861 erhielt Alsfeld die fünfte Spritze. Die Aachener und Münchener Feuerversicherungsgesellschaft hatte der Stadt eine vierrädrige Druckspritze als Geschenk angeboten, das der Gemeinderat am 12. Juni anzunehmen beschloss. Am 24. September wurde die Spritze per Eisenbahn nach Neustadt, dem damals Alsfeld nächstgelegenen Bahnhof, verschickt, von wo sie auf Kosten der Stadtkasse abgeholt werden konnte.

Am 2. März 1863 stellte Bürgermeister Ramspeck diese Feuerspritze dem Turnverein zur Verfügung. Der Turnverein Alsfeld bildete mit Genehmigung der städtischen Behörde eine selbständige Feuerlöschmannschaft, die den Namen „Freiwillige Turnerfeuerwehr Alsfeld” führte. Die Anschaffung von Ausrüstungsstücken und die innere Organisation waren Sache des Turnvereins. Die Turnerfeuerwehr bestand aus vier Abteilungen:

1. Spritzenmannschaft,
2. Wassermannschaft,
3. Steiger- und Rettungsmannschaft und
4. Wachmannschaft.

Als Hauptmann führte Georg Dietr. Hoos die Wehr von 1863 bis 1876. Die Steiger- und Rettungsmannschaft war mit Anstelleitern, den sogenannten Turnerleitern, ausgerüstet. Die Uniformierung bestand aus der weißen Turnerjacke mit Gürtel und einem schwarzlackierten Zinkhelm, der mit einem mit T. V. gezeichneten Messingwappen versehen war.

Damit bestanden jetzt in Alsfeld drei Feuerlöschanstalten: die aus bezahlten Spritzenmeistern und den verpflichteten jüngsten Bürgern bestehende Bürger- oder Pflichtfeuerwehr, die mit der Landspritze auch den auswärtigen Dienst versah, das Freiwillige Feuerwehr-Korps und nun noch die Freiwillige Turnerfeuerwehr.

Bei Bränden und Übungen muß es dabei zu allerlei Unzuträglichkeiten gekommen sein. Aus diesem Grunde schlossen sich die beiden freiwilligen Wehren unter einem gemeinsamen Kommando zusammen und bildeten am 14. Januar 1876 das „Freiwillige Feuerwehr-Korps der Kreisstadt Alsfeld”. Die Pflichtfeuerwehr blieb in der alten Form weiterhin bestehen.

Das Freiwillige Feuerwehr-Korps von 1876 bis 1894

Durch den geschilderten Zusammenschluss traten einige Änderungen ein. Zum 1. Hauptmann wurde Adolf Freundlieb, zum 2. Hauptmann der seitherige Turnerfeuerwehr-Hauptmann Gg. Dietr. Hoos und zum Verwaltungsratsvorsitzenden Gg. Eberhard Wollrab gewählt. Letzterer war bis 1890 in diesem Amt verdienstvoll tätig. Auch in der Uniformierung nahm man Änderungen vor. Die weißen Jacken wurden durch braune Tuchröcke ersetzt. Die Vorgesetzten erhielten jetzt Dienstrangabzeichen in Form von Sternen auf den Schulterklappen. Die Mitglieder des Verwaltungsrates trugen hierauf einen roten Stoffstreifen. Für die Signalisten wurden Schwalbennester eingeführt.

Das 170 Mann starke Korps gliederte sich in:

1. Steigermannschaft mit Hakenleitern, Anstelleitern und Rettungsgerätschaften,
2. Pumpenmannschaft mit Saug- und Druckspritze und der Turnerspritze,
3. Wachmannschaft.

Letztere war mit einem weißen Band mit roter Einfassung am linken Oberarm gekennzeichnet.

Die Statuten waren alsbald nach Neuformierung des Korps in gedruckter Form den Mitgliedern ausgehändigt worden. Das Fehlen bei Übungen wurde mit Geldstrafen geahndet. Die eingenommenen Strafgelder kamen einem Unterstützungsfond für im Dienst verunglückte Feuerwehrmänner zugute. Erst im Jahre 1879 wird berichtet, dass man für das Großherzogtum Hessen eine Regelung hierüber mit der Landesbrandkasse getroffen habe. Anfang des Jahres 1876 war bereits der Beitritt zum Deutschen Feuerwehrverband und zum Hessischen- bzw. Provinzialfeuerwehrverband vollzogen worden. Zum Zwecke der laufenden Information hielt man die Deutsche Feuerwehrzeitung.

Am 15.1.1877 machte das Freiwillige Feuerwehr-Korps der Stadt Alsfeld den Vorschlag einen Kreisfeuerwehrverband zu gründen, dies wurde aber erst viele Jahre später Realität.

An den stattfindenden Feuerwehrverbandstagungen nahm man mit Abordnungen teil. Ferner wurde ein reger gegenseitiger Besuch zwischen den einzelnen Freiwilligen Feuerwehren anlässlich von Hauptübungen oder Feuerwehrfesten gepflogen. Von diesen Besuchen brachte man viele Anregungen in Bezug auf Ausbildung und Ausrüstung mit nach Hause. Bei der Generalversammlung am 29.12.1877 wurde den Mitgliedern das Ableben von Carl Metz mitgeteilt, und man gedachte seiner in Dankbarkeit. Im darauffolgenden Jahr führte man innerhalb der Mitglieder eine Sammlung zur Errichtung eines Carl-Metz-Ehrenmales in Heidelberg durch.

Anfang des Jahres 1876 wurde die noch bestehende Pflichtfeuerwehr auf Betreiben des Freiwilligen Feuerwehr-Korps wieder personell ergänzt. Die Obmänner der Pflichtfeuerwehr erhielten zur Kenntlichmachung Wachstuchmützen mit breiten weißen Stoffstreifen. Trotzdem das Korps 153 Mann stark war, benötigte man zur erfolgreichen Brandbekämpfung eine starke Löschmannschaft. Man denke an den Betrieb der handbetätigten Spritzen und an den Transport des Löschwassers. Hierzu war der Feuereimer noch sehr im Gebrauch. Ein Verzeichnis vom 16.9.1876 benennt ihre Verwahrungsorte und Anzahl. Insgesamt hatte man 155 Eimer zur Verfügung.

Am 18.3.1879 beschloss der Gemeinderat, eine neue Spritze für den auswärtigen Dienst anzuschaffen. Nach Einholung von Angeboten schloss man am 23. Mai wieder mit der Firma Carl Metz in Heidelberg den Kaufvertrag über 1.800 Mark ab.

Um die Kosten zu bestreiten, musste man die Herstellung von zwei Kanälen und die Umpflasterung der Obergasse auf das Jahr 1880 verschieben.

Die Vorgängerin, die alte Landspritze von 1765, wurde am 06.07.1887 meistbietend an zwei Alsfelder Handwerker versteigert. Anlässlich des 25-jährigen Stiftungsfestes des Freiwilligen Feuerwehr-Korps, das man am 18. August 1879 unter zahlreicher Beteiligung der Behörden, der Lokalvereine und der meisten Wehren des Oberhessischen Provinzialfeuerwehrverbandes auf dem Ludwigsberg (Steinkaute) feierte, wurde die neue vierrädrige Saugspritze probiert.

In den Jahren 1880 bis 1887 ging der Mitgliederbestand des Korps auf 118 Mann zurück. Bei der Ausrüstung gab es Verbesserungen, die Spritzen wurden einheitlich mit dem Metz’schen  Gewinde ausgestattet und die Mitglieder erhielten neben dem Helm auch Tuchmützen. Das vom Großherzog von Hessen im Jahre 1883 gestiftete Ehrenzeichen für 25jährige gewissenhafte Dienstzeit erhielt am 07.08.1886 die noch im Korps aktiven Dienst leistenden Mitbegründer: Ernst Krause, Heinrich Haber und Georg Klingelhöffer als erstmals damit ausgezeichnete Mitglieder. Bis zum Jahre 1892 erhielten insgesamt 19 Wehrmänner dieses Ehrenzeichen.

Im Oktober 1887 konnte man mit finanzieller Hilfe der Landesbrandkasse und freiwilliger Spenden neben einem neuen Rettungssack, Hakenleiter, einem Requisitenwagen, eine Schmahlsche fahrbare Schiebeleiter anschaffen. Die Leiter kostete 890 Mark. Für die Bedienung derselben bildete man einen neuen Steigerzug. Es wurde auch die Dienststellung eines Steigerhauptmannes geschaffen, der ab 1890 einen Messinghelm mit schwarzem Helmbusch trug. Ende 1892 wurden die Rettungsgerätschaften noch durch ein Sprungtuch ergänzt.

Die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Alsfeld von 1894 bis 1914

Im Jahre 1890 wurde ein neues Gesetz über die Landesfeuerlöschordnung erlassen. Hiernach waren nur drei Arten von Feuerwehren zulässig: 1. die Freiwillige Feuerwehr, der eine Hilfsmannschaft beigegeben werden konnte. 2. die Berufsfeuerwehr und 3. die Pflichtfeuerwehr. Hier in Alsfeld wurde die Form der Freiwilligen Feuerwehr mit beigegebener Hilfsmannschaft gewählt. Die Umstellung vollzog sich nicht schlagartig. Am 13.01.1892 hatte Kreisrat Grolmann als Gast in einer Verwaltungsratssitzung das neue Gesetz verlesen und erläutert. Mitte des gleichen Jahres legte man eine Liste an, in die sich alle Mitglieder des Korps eintragen sollten, die in der neu zu bildenden Freiwilligen Feuerwehr verbleiben wollten. Dies waren 128 Mann. Darüber hinaus wurden die neuen Statuten aufgestellt, die später noch durch eine Dienstanweisung ergänzt wurden.

In der Generalversammlung am 30.09.1894 erfolgte die Neukonstituierung. Zum 1. Hauptmann wurde der seitherige Stelleninhaber Gg. Kurtz jr. und zum 2. Hauptmann Lorenz Rößner Il. gewählt. Die Wehr erhielt nach der Neuorganisation den Namen „Freiwillige Feuerwehr der Stadt Alsfeld” und übernahm sämtliche vorhandenen Löschgeräte. Nach der endgültigen Aufstellung gliederte sie sich in 3 Abteilungen und diese wiederum in Züge: Abt. Nr. 1. Steigermannschaft (Züge 1, 2, 3); Abt. Nr. 2, Spritzenmannschaft (Züge 4, 5, 6, 7, 8); Abt. Nr. 3, Ordnungsmannschaft (Zug 9).

Der Wehr wurden außerdem noch von der Großherzoglichen Bürgermeisterei die nötigen Hilfsmannschaften, die auf 250 Mann beziffert wurde, überwiesen. Die Hilfsmannschaften trugen zur Kenntlichmachung Armbinden in 3 verschiedenen rot-weißen Farbzusammenstellungen mit fortlaufenden Nummern. An Geräten bediente die Wehr nunmehr: eine Schiebeleiter, ein Requisitenwagen mit Hakenleitern, Rettungsschlauch und Sprungtuch, 2 Anstelleitern, die neue Landspritze, die Abprotz- Saug- und Druckspritze mit Wasserwagen, die Turnerspritze, die alte Stadtspritze und die kleine Tragspritze. Die Uniformierung blieb im wesentlichen dieselbe einschl. der Dienstrangabzeichen. An Stelle der Zinkhelme traten Lederhelme mit darauf befindlichem Stadtwappen. Die Messinghelme mit den Helmbüschen für die Hauptleute und die Adjutanten wurden zunächst beibehalten und erst in späteren Jahren durch Lederhelme mit Messingkamm, Stadtwappen und Schuppenkette ersetzt.

Im Jahre 1896 erhielt der Zug 4 für den auswärtigen Dienst zwecks rascher Beförderung nach den umliegenden Dörfern einen neuen Mannschaftstransportwagen. Derselbe wurde von einheimischen Handwerkern hergestellt. Die Kosten beliefen sich auf 425 Mark und wurden vorwiegend von der Wehrkasse getragen.

Durch den Bau der Wasserleitung im Jahre 1896 und die damit verbundene Anlage von Hydranten wurde 1897 eine neue Abteilung (Nr.4) mit vorläufig einem Hydrantenwagen gebildet. Die Mannschaften der alten Stadtspritze und der kleinen Tragspritze wurden dieser Abteilung zugewiesen. Die beiden genannten Spritzen stellte man in Reserve. Ein zweiter Hydrantenwagen wurde 1899 erbaut. Die Hydrantenabteilung gliederte sich in die Züge 8 und 9. Die Anzahl der eingebauten Hydranten erfahren wir aus einem Verzeichnis aus dem Jahre 1900. Es wurde hierin die Lage von 50 Hydranten angeführt. Die alte Stadtspritze kam ins Museum, die kleine Tragspritze wurde zum Schutz des Hellhofes verwendet und dort aufbewahrt. Im Jahre 1899 bildete man den Zug 10 mit den Radfahrfeuermeldern für den Feuermeldedienst nach den umliegenden Dörfern.

Die Alarmierung erfolgte von Seiten der Freiwilligen Feuerwehr durch die Signalisten mit Horn und Trommel. Der Zug 4 mit der neuen Landspritze und dem Mannschaftstransportwagen nebst dem Pferdevorspanndienst wurden zum auswärtigen Dienst nur durch die Trommel alarmiert.

In der damaligen Zeit betrug die Einsatzhäufigkeit in der Stadt etwa 1-3 Brände pro Jahr. Hinzu kamen noch die auswärtigen Löschhilfen.

Der erste Feuerwehrtag des Bezirkes Alsfeld fand am 9.9.1900 hier im Gasthaus „Zum Deutschen Kaiser” statt. Kreisfeuerwehrinspektor Gg. Dietr. Hoos hielt einen Vortrag über das Feuerlöschwesen im Kreise Alsfeld. Es waren Vertreter von 30 Wehren erschienen; acht benachbarte Feuerwehren hatten sich geschlossen eingefunden.

Im Jahre 1901 wurde das alte Brauhaus in der Obergasse (heute Schwälmer Brunnen), das schon länger als Gerätehaus gedient hatte, umgebaut, danach war es möglich, fast alle Geräte dort unterzustellen. Zur Schlauchtrocknung war ein Dachreiter aufgesetzt worden.

Unter reger Anteilnahme der gesamten Bevölkerung der Stadt sowie vieler auswärtiger Wehren, wurde das 50-jährige Stiftungsfest am 19. Juni 1904 auf dem Viehmarkt (später Lindenplatz) mit Hauptübung, Ehrungen, Glückwünschen, Festzug und einem fröhlichen Treiben begangen.

Die Freiwillige Feuerwehr während des 1. Weltkrieges von 1914 bis 1918

Bei Ausbruch des Krieges am 1.8.1914 mussten binnen einiger Tage 92 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr zur Fahne eilen. Der Rest von 16 Wehrleuten reichte nicht zur Bedienung der Löschgeräte aus, um die Stadt vor Feuersgefahr zu schützen. Aus diesem Grunde erließ der damalige 1. Hauptmann Hölscher einen Aufruf, dass sich die Zurückbleibenden in den Dienst des Feuerschutzes stellen sollten. Etwa 250 Männer, ehemalige Feuerwehrmänner, Schüler der oberen Klassen der Oberrealschule und sämtliche hiergebliebenen Männer erschienen, so dass alle Züge wieder voll besetzt werden konnten. Das in Alsfeld in Garnison liegende Landsturm-Bataillon XVIIV/50 half jederzeit bei Brandfällen.

Die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Alsfeld von 1919 bis 1939

Am 26.05.1919 fand die erste Generalversammlung nach dem Kriege statt. Kommandant Hölscher begrüßte die aus dem Felde heimgekehrten Feuerwehrmänner und gedachte der 15 gefallenen und vermissten Kameraden. In den Nachkriegsjahren litt die Freiwillige Feuerwehr zunächst unter einem Mangel an aktiven Mitgliedern, so dass für einige Jahre noch Hilfsmannschaften herangezogen werden mussten. Am 12.09.1920 fand ein Bezirksfeuerwehrtag in Alsfeld statt. Kreisbrandinspektor Hölscher berichtete über das Feuerlöschwesen im Kreise Alsfeld. Im Anschluss daran fand die Gründung des Verbandes der Freiwilligen Feuerwehren des Kreises Alsfeld statt.

Im Jahre 1922 wurde das Feuermeldewesen durch Anschaffung einer Feuersirene verbessert und 2 Feuermelder angebracht. Das durch die Vergrößerung der Stadt schon seit Jahren wieder eingeführte Anschlagen der Glocken und Signalisieren der Richtung des Brandes mit einer roten Fahne oder roten Laterne durch den Türmer wurde eingestellt. Sein großes Feuerrohr (Sprachrohr) aus dem Jahre 1863 wurde dem Museum überwiesen.

In der Jahreshauptversammlung am 22.04.1922 wurde der ausscheidende 1.Kommandant Lorenz Rößner zum Ehrenkommandanten ernannt.

Unter reger Beteiligung auswärtiger Feuerwehren beging man am 18.05.1924 das 70-jährige Stiftungsfest.

Im gleichen Jahr waren so viele junge Bürger der Wehr beigetreten, dass man vollständig auf Hilfsmannschaften verzichten konnte. Im folgenden Jahr wurde ein Stoßtruppgerätewagen mit Handfeuerlöschern (Zug 10) in Dienst gestellt. Eine Magirus-Lafettenmotorspritze 800-l/min. erhielt die Wehr 1926. Die Kosten betrugen 8500 Mark. Diese Motorspritze übernahm nun die auswärtige Löschhilfe, sie wurde dazu an einen Postomnibus angehängt. Die Turnerspritze wurde in Reserve gestellt.

Am 30.08.1926 verstarb der verdiente 1. Kommandant Ludwig Martin. Heinrich Knierim III. übernahm die Wehr. Das Feuerwehrgerätehaus in der Obergasse wurde 1926 abgebrochen. Der umgebaute Maschinensaal des früheren Elektrizitätswerkes am Lieden wurde die neue Unterkunft für die Feuerwehr. 1927 konnte man durch eine Stiftung der Bezirkssparkasse eine moderne Magirus-Schiebeleiter anschaffen.

Am 10. und 12.06.1928 fand in Alsfeld der 26. Provinzial-Feuerwehrtag verbunden mit dem 75-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Alsfeld statt. Im Mai 1929 wurde dank einer weiteren Stiftung der Bezirkssparkasse eine Schiebeleiter als Ersatz für die Anstelleitern angeschafft. Ein Transportwagen für nasses Schlauchmaterial folgte 1932. Die politische Umwälzung im Jahre 1933 forderte, dass auch bei den Freiwilligen Feuerwehren eine entsprechende Gleichschaltung durchgeführt werden musste. Am 01.07.1934 feierte die Wehr ihr 80-jähriges Bestehen. Bedingt durch die vom Reichsminister des Inneren angeordnete Neuorganisation des Feuerlöschwesens fand am 26.08.1936 eine außerordentliche Mitgliederversammlung statt, wo die vorgeschriebene Satzung angenommen wurde. Da nach maßgeblichen Bestimmungen der Kreisfeuerwehrführer nicht zugleich auch Wehrführer sein durfte, wurde an Stelle von Heinrich Knierim III., Franz Hartmann zum neuen Wehrführer gewählt. Der ausscheidende seitherige Kommandant Heinrich Knierim III. wurde zum Ehren-Hauptbrandmeister ernannt. Dank dem Einsatz von Hauptbrandmeister Franz Hartmann konnte die Stadt mit finanzieller Unterstützung der einheimischen Industrie und Banken eine gebrauchte Magirus-Automobilspritze (LF 10/26) für 4.000 Mark erwerben. Sie wurde am 08.05.1937 von Darmstadt nach Alsfeld überführt.

Die Uniformierung wurde nun auf blaue Röcke, Lederkoppel und Schiffchen als Kopfbedeckung umgestellt; bei Bränden fand der Lederhelm noch Verwendung, der später von einem Metallhelm abgelöst wurde.

Am 11. und 12.06.1938 wurde das 85-jährige Jubiläum im großen Rahmen, verbunden mit dem Kreisfeuerwehrtag, begangen. 1939 wurde neben der schon lange bestehenden Feuerwehrkapelle ein Spielmannszug gegründet, der Aufbau desselben kam ebenso wie die stetige Aufwärtsentwicklung der Wehr durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges zu einer Unterbrechung.

Die Freiwillige Feuerwehr während des zweiten Weltkrieges von 1939 bis 1945

Bei Kriegsausbruch Anfang September 1939 mussten innerhalb kurzer Zeit 60 Mann vom aktiven Mannschaftsbestand zum Wehrdienst einrücken. Darunter war auch Hauptbrandmeister Franz Hartmann. Zur Ergänzung fanden sich 75 nicht wehrdienstpflichtige Personen bereit, den Dienst für die eingezogenen Kameraden zu versehen. Es sei jedoch erwähnt, dass der Mannschaftsbestand während der Kriegsjahre verständlicherweise einem ständigen Wechsel unterworfen war. Am 16.02.1940 wurde Oberbrandmeister Hans Thöt durch Bürgermeister Dr. Völsing mit der weiteren Führung der Wehr beauftragt. Im Jahre 1942 erhielt die Wehr ein weiteres, jedoch neues Löschfahrzeug (LF 8). In der zweiten Hälfte des Krieges, ab 1943, übernahm Gg. Reuscher die Führung der Wehr. In der nun folgenden Zeit wurden große Anforderungen an sie gestellt. Der verstärkt einsetzende Luftkrieg, die Bombardierung der Städte, forderte den äußersten Einsatz. Kamerad Heinrich Post als Zugführer und Julius Vagh, der das LF 8 mit seiner bewährten Mannschaft führte, kamen zu insgesamt 14 Einsätzen in Frankfurt, Kassel und Gießen. Die Stadt Alsfeld blieb zum Glück vor größerem Schaden durch den Luftkrieg verschont, doch musste die Wehr trotzdem mehrmals hier eingesetzt werden. Beim Brand der Lackfabrik Diegel Anfang 1945 ging die Lafettenmotorspritze aus dem Jahre 1926 zu Bruch und konnte nicht mehr repariert werden.

Die Freiwillige Feuerwehr und ihr Neuaufbau von 1945 bis 1954

Nach dem Einmarsch der Amerikaner am 30.03.1945 in Alsfeld hatten plündernde ehemalige Fremdarbeiter im Gerätehaus ihre Spuren hinterlassen. Das LF 10 fand man in einem Graben vor der Stadt. Durch die damalige Militärregierung wurde Hauptbrandmeister Hans Thöt mit der Leitung der Wehr beauftragt. Notdürftig konnte der Feuerschutz wieder organisiert werden, doch die Wehr stand, wenn sie weiter bestehen sollte, vor einem völligen Neuaufbau. Hierzu waren große Schwierigkeiten in der folgenden Zeit zu überwinden. Gegen das Tragen einer Uniform bestand nach dem zurückliegenden schrecklichen Krieg eine starke Abneigung. Der Mannschaftsbestand betrug nur noch etwa 25 Mann, mit denen die beiden Löschfahrzeuge besetzt waren. Gerade während dieser Zeit nahm die Häufigkeit der Brände zu. Es sei an den Großbrand des Sägewerkes Sondermann & Bücking und an den des Karosseriebauwerkes Ernst Hartmann erinnert. Auf Drängen des Hauptbrandmeisters erließ der damalige Bürgermeister Falkenstein im Mai 1947 einen Aufruf an die Jugend der Stadt, der Freiwilligen Feuerwehr beizutreten. Bei einer stattgefundenen Versammlung meldeten sich noch keine 10 Mann. Nun wurde die Pflichtfeuerwehr in zwei Abschnitten aufgerufen. Es waren hauptsächlich die Jahrgänge 1926 bis 1928, dies waren etwa 100 Mann, und alle Geräte konnten wieder besetzt werden. Man strebte trotzdem weiter an, den Feuerschutz der Stadt wieder auf freiwillige Basis umzustellen. In dieser Zeit begann der zielstrebige Neuaufbau der Wehr. Die Pflege der Kameradschaft, gepaart mit erster Auf- und Ausbildungsarbeit, ließ die Wehr bald wieder erstarken. Im Mai 1950 besaß die Wehr wieder rund 90 aktive Mitglieder, so dass in der Generalversammlung des gleichen Jahres die Pflichtfeuerwehr aufgelöst werden konnte. Nach der Währungsreform wurde eine Aktion zur Werbung unterstützender Mitglieder mit sehr gutem Erfolg durchgeführt. Eine weitgehende Bereicherung des Geräteparkes erfolgte durch die Zuweisung eines landeseigenen Tanklöschfahrzeuges am 12. 9. 1950, das später in den Besitz der Stadt Alsfeld überging. Die Saug- und Druckspritze aus dem Jahre 1853 wurde außer Dienst gestellt. Die Feuerwehrkapelle bildete sich wieder und wurde später personell verstärkt. Desgleichen gelang es einen Spielmannszug ins Leben zu rufen. Die Modernisierung der Wehr erfolgte nun Zug um Zug. Dank der gezahlten Beiträge der unterstützenden Mitglieder konnte die Wehr neue Uniform- und Ausrüstungsstücke beschaffen, ohne den städtischen Haushalt noch mehr zu belasten. Das Gerätehaus wurde renoviert und eine Heizung eingebaut. Eine zweite Feuersirene kam auf das Türmchen des Gymnasiums. Für das LF 8 wurde eine Tragkraftspritze als Ersatz und eine weitere für das LF 10 angekauft, da dessen eingebaute Pumpe nicht mehr leistungsfähig war. Das LF 10 wurde hierzu entsprechend umgebaut. Der gesamte Schlauchbestand war überaltert und wurde durch Ersatzbeschaffungen erneuert. Wesentlich half hierbei eine durchgeführte Geldsammlung. Da die mechanische Schiebeleiter von 1927 nicht mehr den Anforderungen entsprach, wurde eine Magirus-Ganzstahl-Anhängeleiter (ALS 17) im Jahre 1953 angekauft. Im gleichen Jahr konnte die Wehr noch den Anschluss ihrer Vollmotorisierung verwirklichen. Aus einem angekauften Landpostkraftwagen wurde in rund 950 freiwillig geleisteten Arbeitsstunden ein Zug- und Mannschaftswagen für die ALS 17 geschaffen. Die gesamten Neuanschaffungen bedingten mehrmalige Umorganisationen der Wehr. Hand in Hand mit dieser Entwicklung ging die Hebung des Ausbildungsstandes und die Festigung der Kameradschaft. Am 04.04.1952 wurde die Wehr nach dem in Kraft getretenen Hessischen Brandschutzgesetz umgestellt. Es erfolgte die Annahme einer neuen Satzung und die Wahl des Vorstandes. Die Altersabteilung wurde wieder gebildet und alle ehemaligen Feuerwehrkameraden in dieser zusammengefasst. Der Neuaufbau der Wehr war vor ihrem 100-jährigen Bestehen, also 8 Jahre nach Kriegsende, vollzogen. Eine große Unterstützung hatte man hierbei durch den damaligen Bürgermeister Dr. Landgrebe gefunden, der deshalb zum Ehren-Brandmeister ernannt wurde.

Am 14.11.1953 fand im großen Saal des Deutschen Hauses eine feierliche Gedenkstunde zur Erinnerung an die Gründung der Wehr vor 100 Jahren statt.

Die Freiwillige Feuerwehr und ihre Weiterentwicklung zur Hauptstützpunkt- und Autobahnfeuerwehr von 1954 bis 1979

In der Zeit vom 30.07. bis 02.08.1954 feierte man nach über einjähriger Vorbereitung das 100-jährige Bestehen, verbunden mit dem Kreisfeuerwehrverbandstag des Kreises Alsfeld. Einer der Höhepunkte war die Großübung unter dem Motto „100 Jahre Brandbekämpfung in den Zeitabschnitten 1854-1904-1954”. Es beteiligten sich 86 Feuerwehren mit über 2.200 Mann. Dieses erste größere Fest nach Kriegsende wurde von der gesamten Bürgerschaft getragen, und für die vorbildliche Ausrichtung erhielt man das Lob höchster Stellen. Aus geschaffenen Rücklagen und eingegangenen Spenden finanzierte man Ende 1954 den Anbau einer Vorbaupumpe an das LF 8 und den Kauf eines TSA 8 für die von der Stadt beim Fest übergebenen Tragkraftspritze. Die Lieferung erfolgte durch die Firma Carl Metz in Karlsruhe.

Die Zeit nach der 100-Jahr-Feier zeichnete sich durch vermehrte Einsätze aus. In diesem Zusammenhang wird an den 20-stündigen Katastropheneinsatz erinnert, wo die Erzgruben der Gewerkschaft Louise in Lehnheim überflutet waren. Zur Erleichterung der organisatorischen und verwaltungsmäßigen Arbeit wurde Anfang Mai 1956 im Wohnhaushalt  des Feuerwehrgerätehauses ein Geschäfts- und Besprechungszimmer sowie eine Bekleidungskammer in Benutzung genommen. Bereits ein Jahr zuvor waren zwei Feuerwehrangehörige in die dortigen Wohnungen eingezogen, die gleichzeitig auch beim Bauhof beschäftigt waren. Hierdurch ergab sich im Einsatzfall eine schnelle Nachrichtenübermittlung und eine Beschleunigung des Ersteinsatzes. Dies zahlte sich aus, denn bedingt durch den fortschreitenden wirtschaftlichen Aufschwung und der damit verbundenen Motor- und Technisierung kam es zu einer ständigen Zunahme von PKW und Lastzugbränden. Ebenso war ein ständiger Anstieg von normalen Brandfällen in Stadt und Land damit gleichlaufend zu verzeichnen. Zur weiteren Anhebung des Ausbildungsstandes entfaltete sich eine rege Übungstätigkeit. Ebenso war man bestrebt, gesellige Veranstaltungen zur Förderung der Kameradschaft durchzuführen. Hierzu zählte auch der Besuch von Feuerwehrfesten in der näheren und weiteren Umgebung.

In der damaligen Zeit bildete sich aus einigen Kameraden, die handwerkliche Berufe erlernt hatten, ein technisches Arbeitskommando auch „Samstags-Nachmittags-Kommando” genannt. Dies führte erforderliche Instandsetzungen an den Fahrzeugen durch und bemühte sich um laufende technische Verbesserungen. Nach getaner Arbeit saß man auf dem alten LF 10 und diskutierte, wie die Alsfelder Feuerwehr in der Zukunft einmal ausgerüstet und untergebracht sein müsste. Kein Beteiligter hätte damals geglaubt, dass man nach Ablauf von 10-12 Jahren vor der Verwirklichung des Angestrebten stand. Das genannte technische Arbeitskommando besteht, arbeitet und diskutiert auch heute noch.

Das alte LF 10/26 mit seiner Vollgummibereifung entsprach nach 31 Jahren nicht mehr den technischen Erfordernissen. In 1957 wurde daher die Beschaffung eines LF 8-TS eingeleitet. Es wurde das Fabrikat Opel-Blitz mit Magirus-Aufbau gewählt. Zur Finanzierung der Gesamtkosten von 21.600 DM führte man eine Sammlung durch, die 6.100 DM erbrachte. Am 26.07.1957 erfolgte die Fahrzeugübergabe durch Bürgermeister Kratz mit nachfolgender Indienststellung. Das alte verdiente LF 10 trat, mit Girlanden geschmückt, seine letzte Fahrt an und endete auf einem Kinderspielplatz, denn ein Deutsches Feuerwehr-Museum gab es damals leider noch nicht.

Das neue LF 8-TS wurde auf Wunsch der Mannschaft durch die Gattin des damaligen Hauptbrandmeisters Thöt auf den Namen „Susi” getauft. Im Jubiläumsjahr 1979 stand nach 22 Jahren der Ersatz dieses Fahrzeuges an und die Stadt Alsfeld hat ein neues Magirus-LF 8-TS angekauft. Auch zum Kauf dieses Fahrzeuges führte man eine Sammlung durch, die Spender sind auf einer besonderen Seite dieses Festbuches verzeichnet.

Das Jahr 1957 brachte die schon länger angestrebte und erforderliche Verbesserung der Trinkwasser- und damit auch der Löschwasserversorgung. In den Quellgebieten wurden neue Brunnen gebohrt und die notwendigen Bauwerke erstellt. Hierzu gehörten auch zwei neue Hochbehälter auf dem Galgenköppel. Die alte Fernleitung von Ober-Breidenbach, an Liederbach vorbeiführend, wurde durch eine neue Leitung ersetzt. Die oft bei Bränden herrschende Sorge um fehlendes Löschwasser war nach Fertigstellung der Gesamtmaßnahme damit ausgestanden.

Im folgenden Jahr 1958 wurden alle Feuerwehrangehörigen mit neuen Uniformen eingekleidet, die Wehrkasse steuerte hier 2.000 DM zu. Nach einer Werbeaktion traten 13 jüngere Kameraden als aktive Mitglieder ein. Auch der Tod griff in dieser Zeit in unsere Reihen, und man nahm Abschied von Ehren-Hauptbrandmeister Heinrich Knierim III., von dem früheren Bürgermeister Dr. Völsing und von Oberbrandmeister Julius Vagh.

Am 18.05.1958 nahm unser Spielmanns- und Fanfarenzug erstmals an einem Landeswertungsspielen in Großen-Linden teil. Damals noch in reiner Spielmannzugbesetzung kam man auf einen 3. Platz.

Am 06.04.1959 musste unsere Wehr erstmals bei einem Tankzugunfall auf der BAB tätig werden. Man stand dabei vor einer neuen Aufgabe technische Hilfe zu leisten und Ölschäden zu bekämpfen. Im genannten Jahr war es sehr heiß und trocken und es kam hierdurch bedingt zu vielen kleineren Wald- und Flächenbränden. Ferner zu mehreren schweren Lastzugbränden.

Im oberen Teil der Stadt erfuhr die unabhängige Löschwasserversorgung eine entscheidende Verbesserung. Der alte Hochbehälter in der Carl-Weitz-Straße wurde zu einem Löschwasserbehälter (300cbm) eingerichtet.

Der theoretischen Unterrichtung kam im steigenden Maße Beachtung zu. Leider fehlte ein geeigneter Unterrichtsraum und man behalf sich mit dem Saal des Schützenhofes und später mit dem Haus der Jugend. Es wurden auch Sonderausbildungen für Maschinisten und Atemschutzgeräteträger erfolgreich eingeführt. Bei der Altersabteilung übernahm Ehren-Hauptbrandmeister Franz Hartmann die Leitung und es kam fortan zu regelmäßigen Zusammenkünften dieser Abteilung. Jahre später ergab es sich, dass die Witwen der verstorbenen Alterskameraden auch weiterhin hier Anschluss fanden.

Ende des Jahres 1959 erörterte der Vorstand die Beschaffung eines 5. Kraftfahrzeuges in Form eines VW-Kombi als Kommandowagen.

Nach Rücksprache mit dem damaligen Bürgermeister Kratz wurde ein gebrauchtes Fahrzeug angekauft und mit 1.900 DM bis zur Verabschiedung des nächstjährigen städtischen Haushaltsplanes vorfinanziert. Das technische Arbeitskommando überholte das Fahrzeug und richtete es entsprechend seiner zukünftigen Zweckbestimmung her. Am 07.05.1960 erfolgte seine Indienststellung. An diesem Tag trat auch eine Änderung in der Führungsspitze ein. Oberbrandmeister Wilhelm Stein trat aus Alters- und Gesundheitsgründen als Stellvertretender Ortsbrandmeister und Stellvertretender Vorsitzender zurück. An seine Stelle wurde Brandmeister Helmut Knierim gewählt.

Am 17.11.1960 zog das Technische Überwachungsamt den Mannschaftskraftwagen aufgrund seines technischen Zustandes aus dem Verkehr. Zunächst wurde festgelegt, dass bei Brandeinsätzen der städtische Unimog die ALS 17 zur Brandstelle ziehen sollte. Bereits am 06.12.1960 sprach man bei Bürgermeister Kratz wegen einer Ersatzbeschaffung vor. Man kam überein, eine finanzielle Rücklage zu schaffen und eine Sammlung durchzuführen.

Nachdem zunächst beabsichtigt war, ein weiteres LF8 anzuschaffen wurde nach dem Besuch der Feuerwehrgeräteausstellung „Der rote Hahn” in Köln umgedacht und die Anschaffung einer DL 18 in Vorschlag gebracht.

Die Auftragserteilung erfolgte am 14.10.1961 zu einem Endpreis von 29.000 DM an die Firma Carl Metz in Karlsruhe.

Am 15.11.1961 wurde in einer Vorstandssitzung über die Anschaffung einer Standarte beraten und deren Kauf beschlossen. Zur Erleichterung der Finanzierung führte man eine Sammlung unter den Mitgliedern durch. Vor der Jahreshauptversammlung am 05.05.1962 wurde die Standarte auf dem Markplatz enthüllt und übergeben. Am gleichen Tag wurde ein Geräteanhänger 8 in Dienst gestellt, den man aus einem TSA 8 (Bj. 1942) gefertigt und ausgerüstet hatte. Es war sehr frühzeitig erkannt worden, dass in der Zukunft eine Fülle von technischen Hilfeleistungen auf die Feuerwehr zukam.

Im November 1961 wurden zum Zweck des zivilen Bevölkerungsschutzes 14 Luftschutzsirenen an verschiedenen Stellen der Stadt montiert und an das Warnnetz angeschlossen.

Vier beziehungsweise später fünf dieser Sirenen erhielten über eine Sirenensteuerzentrale ihre Zweckbestimmung als Feuersirenen. Die laute Alarmierung war damit verbessert. Mit der Einstellung der neuen DL 18 am 29.09.1962 in das Feuerwehrgerätehaus am Lieden war in der Fahrzeughalle eine weitere Einengung eingetreten. Bereits im Januar hatte man die Frage des Bauplatzes für ein Feuerwehrgerätehaus erörtert, um es im Bebauungsplan auszuweisen.

Fünf Bauplätze waren in diese Überlegung einbezogen, doch keiner dieser Plätze war befriedigend. Im November 1962 beging die Werksfeuerwehr (WF) Rockel ihr 25-jähriges Bestehen und ein Jahr später wurde sie mit einem LF 8 ausgerüstet. Die Werkfeuerwehr Stuhlfabrik erfuhr ihre Gründung am 05.04.1963 und wurde mit einem TSF ausgestattet. Die Zusammenarbeit mit den Werkfeuerwehren war in all den Jahren bei den Hauptübungen und einigen Großeinsätzen hervorragend. Am 22.02.1962 wurde erstmals die Feuerwehr zur Bergung des Fahrers von einem verunfallten Lastzug auf die BAB gerufen. Da man keine geeignete Ausrüstung hierfür zur Verfügung hatte, dauerte die Bergung über 1 Stunde. Im September 1963 wurde der Standort für das neue Feuerwehrgerätehaus zufriedenstellend geklärt. Man wählte als neu ins Gespräch gekommener Bauplatz das Gelände der ehemaligen Kläranlage. Diese damals von der Stadt und der Feuerwehr getroffene mutige und weitsichtige Entscheidung sollte sich Jahre später auszahlen. Der spätere Bau des Katastrophenschutz-Zentrums wäre an keinem der anderen Plätze möglich gewesen. Nachdem die Bauplatzfrage geklärt war, erfolgte die Aufnahme des Neubauobjektes in den städtischen Investitionsplan für das Jahr 1966, und es wurden finanzielle Rücklagen gebildet. Am 8. 10. 1963 wurden insgesamt 11 Kameraden mit dem neu gestifteten Hessischen Brandschutzehrenzeichen für 40- beziehungsweise 25-jährige pflichttreue aktive Dienstzeit ausgezeichnet.

Zur Förderung der Kameradschaft hatte man einige Jahre Ausflugsfahrten unternommen. Ende 1963 beging man einen größeren Unterhaltungsabend mit Tanz im Deutsche Haus. Für das kommende Jahr wurde die Durchführung eines Sommerfestes auf der Bleiche beschlossen.

Von Seiten des Landes Hessen war inzwischen die Schaffung von Stützpunkfeuerwehren geplant worden. Am 06.03.1964 kam deshalb der damalige Landesbranddirektor Möbius und Herr Gietz vom HMdI nach Alsfeld.

Man war erfreut, dass in der Stadt Alsfeld der Neubau eines auf die örtlichen Verhältnisse zugeschnittenen Feuerwehrhauses in baldiger Aussicht stand. Es lag bereits eine erste Planung hierzu vor, die von der Feuerwehr erbracht worden war. Dies erweckte die Bereitschaft des Landes, unter gewissen Bedingungen, in Alsfeld die erste in einem Neubau untergebrachte Hauptstützpunktfeuerwehr zu errichten. Dieser sollten dann auch die Erfüllung überörtlicher Aufgaben zusätzlich zufallen. Vor der Jahreshauptversammlung am 24. 4. 1964 übergab unser Ehrenmitglied Fabrikant Hans Jakob Bücking der Wehr einen von ihm gestifteten Pulverlöschanhänger (PLA 250). In der anschließenden Versammlung trat der mit der Feuerwehr so sehr verbundene Hauptbrandmeister Thöt von seinen so lange innegehabten Ämtern infolge Alters (71), zurück. Aufgrund seiner hervorragenden Verdienste um den Brandschutz der Stadt Alsfeld und um unsere Feuerwehr wurde er zum Ehren-Ortsbrandmeister und zum Ehren-Hauptbrandmeister und Ehren-Vorsitzenden ernannt. Bei der anstehenden Neuwahl wurde als Nachfolger Oberbrandmeister Helmut Knierim mit nachfolgender Beförderung zum Hauptbrandmeister und zu dessen Stellvertreter Oberbrandmeister Heinrich Post gewählt.

In der unmittelbar darauf folgenden Zeit ergab sich ein sprunghafter Anstieg der Einsätze, dabei kam es auch zu größeren Bränden im Stadtbereich. Bei der Feuerwehr wurde ein Bauausschuss gebildet, der verschiedene Besichtigungsfahrten unternahm und die begonnene Planung des Feuerwehrhauses zielstrebig weiterführte.

Von Seiten der Stadt wurde mit Land und Kreis wegen der Finanzierung verhandelt. Die Gesamtbaukosten wurden auf 1 Million später 1,5 Millionen DM beziffert. Die Feuerwehr verfasste eine beeindruckende Dankschrift über die geplante Einrichtung der Hauptstützpunktfeuerwehr. In einer mehrere Jahre umfassenden Einsatzstatistik wurde die inzwischen erreichte Bedeutung der Alsfelder Feuerwehr nachgewiesen.

Am 01.02.1965 traf uns ein besonders schwerer Verlust durch den tragischen Tod des so sehr beliebten Kameraden Brandmeister Heinrich Eisenträger.

Im weiteren Verlauf des Jahres wurde man mit den ersten größeren Ölalarmen konfrontiert. Auch auf diesem Gebiet musste man Erfahrungen sammeln und aber auch die Feststellung treffen, dass das für die Schadenbekämpfung erforderliche Gerät fehlte.

Nachdem bereits ein Jahr zuvor der briefliche Kontakt mit der Feuerwehr der Schwesternstadt Nakskov / Dänemark geknüpft worden war, kam es in der Zeit vom 15.07. bis 19.07.1965 zu einem Besuch von 5 Angehörigen des „Nakskov Brandvaesens” unter Brandinspektor Leif Kadsted. Die eingegangene Freundschaft wurde in den nachfolgenden Jahren durch gegenseitige Besuche vertieft, und es kam dabei auch noch zu einer Freundschaftsverbindung zwischen dem „Nakskov Skibswaerft Musikforening” unter formand Ole Larsen und unserem Musikzug.

Im Oktober 1965 erhob sich der Protest des westlichen Kreisteiles gegen die Errichtung einer Hauptstützpunktfeuerwehr in Alsfeld, da man dies als Benachteiligung ansah. Das in Alsfeld geplante Vorhaben geriet dadurch an die Grenze des Scheiterns. Der geschickten Verhandlungsführung des damaligen Bürgermeisters Kratz und danach auch der Einsicht der Maßgeblichen von Kreis und Land war es zu verdanken, dass ein Übereinkommen erzielt wurde. Es erfolgten die Zusagen in Homberg/Ohm eine Stützpunktfeuerwehr einzurichten und einen Anbau an das bestehende Feuerwehrgerätehaus finanziell zu fördern. Es wird betont, dass damals für den Landkreis noch keine gesetzliche Verpflichtung bestand, die Einrichtung von Stützpunktfeuerwehren finanziell zu unterstützen. Im Falle von Alsfeld und Homberg geschah dies auf freiwilliger Basis. Zur damaligen Zeit waren auch Bedenken bei den Freiwilligen Feuerwehren der anderen Städte und Gemeinden aufgekommen, die ihren zukünftigen Fortbestand durch das Aufkommen von Stützpunktfeuerwehren als gefährdet ansahen. Es bedurfte vieler Aufklärungsarbeit, diese Bedenken auszuräumen.

Am 02.01.1966 kam es zum zweiten Großbrand nach dem Kriege in der Altstadt und zwar im Gebiet Untergasse – Hersfelder-Str. – Blaupfütze. Es musste hart gerungen werden, um bei der vorhandenen alten und geschlossenen Bauweise eine Brandausdehnung zu verhindern und die Wohnhäuser zu erhalten. Mancher Bürger sah damals in diesem Brand den Beginn für das im Anlauf befindliche Vorhaben zur Sanierung der Altstadt.

An dieser Stelle darf anerkennend vermerkt werden, dass die bald danach einsetzenden Sanierungsmaßnahmen in der Altstadt eine große Bedeutung für den vorbeugenden Brandschutz hatten, da die Brandbelastung unserer Altstadt hierdurch weitgehend verringert wurde.

Das Versprechen des Landes Hessen, in Alsfeld zur Errichtung der Hauptstützpunktfeuerwehr Feuerwehrfahrzeuge zur Verfügung zu stellen, erfüllte sich sehr schnell. Am 19.01.1966 wurde ein Gerätewagen 2 übernommen. Diesem folgte am 13.04.1966 ein zugehöriger Ölschadenanhänger und am 21.02.1967 ein Schlauchwagen 2.000. Zur Unterstellung dieser Fahrzeuge musste die Festhalle dienen. Kurze Zeit nach Eintreffen dieser Fahrzeuge begann man mit der notwendig gewordenen Ausbildung im feuerwehrtechnischen Hilfsdienst. Eine weitere Zunahme der Ölalarme trat in Erscheinung.

Nachdem unser Spielmannszug seine Instrumentenausstattung durch Lyra und Schlagzeug verbessert hatte und auch eine Mitgliederwerbung durchgeführt worden war, richtete er vom 02.-03.07.1966 das 3. Landeswertungsspielen aus. Im gleichen Jahr war auch sein 15-jähriges Bestehen begangen worden. Am genannten Landeswertungsspielen beteiligte sich erstmals auch unser Musikzug und errang eine Goldmedaille. Damit begann eine Kette von musikalischen Erfolgen unserer Musikabteilung, die mit sehr viel Fleiß und Ausdauer erkämpft wurden.

Nach Durchführung des Landeswertungsspielens strebte der Spielmannszug seine Vergrößerung und die Hinzunahme von Fanfaren an, von denen eine ganze Anzahl gestiftet worden war. Im Zuge dieser personellen Ergänzung kamen die ersten drei Mädchen in unsere Reihen.

Zur Beschaffung der erforderlichen Fanfarentücher führte man später eine Sammlung durch. Es wurden alle Alsfelder Familien angesprochen, die im Besitz eines Familienwappens sind und deren Namen immer wieder in den Mitgliederlisten der Wehr verzeichnet sind. Eine Seite der Fanfarentücher tragen die Wappen dieser Familien. Hinzu kam noch das Wappen der Schwesternstadt Nakskov und später noch das Wappen des Landkreises Alsfeld, um die Gebiets- und Verwaltungsreform zu überdauern.

Die weitere Planung des Feuerwehrhauses hatte das Stadtbauamt inzwischen übernommen, und Ende März 1966 waren die Baupläne fertiggestellt.

Die Finanzierungsverhandlungen für den Neubau waren zum Abschluss gebracht worden. Der Baubeginn erfolgte Ende Juli, und bis zum Jahresende stand bereits ein großer Teil des Bauwerkes im Rohbau.

Während des gleichen Jahres waren auch Besprechungen über die Einrichtung einer Kreisschirrmeisterei und über die Beschaffung von zwei Löschfahrzeugen erfolgt. Im Nachtragshaushaltsplan 1966 der Stadt Alsfeld wurden Finanzmittel bereitgestellt, um ein Tanklöschfahrzeug 16 und ein Löschgruppenfahrzeug 16 beschaffen zu können. Die Auftragsvergabe erfolgte kurz darauf an die Firma Klöckner-Humboldt-Deutz in Ulm. Die Anzahl der Einsätze hatte sich von 18 im Jahre 1965 auf 42 im Jahre 1966 gesteigert.

Das TLF 16 wurde am 09.01.1967 in Ulm übernommen. Wenige Tage später erhielt es seine Feuertaufe beim Brand eines mit Chemikalien beladenen Lastzuges auf der BAB. Das alte TLF 15 erhielt kostenfrei die Gemeinde Nieder-Ohmen, das alte LF 8 ging durch Verkauf an die Gemeinde Niedergrenzebach über. Das neue TLF 16 wurde anlässlich des Richtfestes des Feuerwehrhauses am 8. 1. 1967 der Wehr übergeben.

Anfang Februar erfolgte die erste Bergung eines eingeklemmten PKW-Fahrers in der Rodenbergstraße. Es erwies sich, dass die Ausrüstung des neuen GW 2 hierzu nicht ausreichte. Von Seiten des Landes Hessen wurde daher noch eine Nachrüstung mit technischem Gerät vollzogen. Um die Jahresmitte stellte man die Ausbildung der Atemschutzgeräteträger auf die neu erhaltenen Pressluftatmer um.

Am 10.6. 1967 gründete man bei einer Zusammenkunft im Haus der Jugend eine Jugendfeuerwehr. Es meldeten sich hierzu 11 Jugendliche.

Als Amtsnachfolger von Landrat Dr. Kurt Mildner war unser damaliger Bürgermeister Georg Kratz zum neuen Landrat des Kreises Alsfeld gewählt worden. Da sich Bürgermeister Georg Kratz um das Feuerlöschwesen der Stadt Alsfeld besonders verdient gemacht hatte, war er bereits 1959 zum Ehren-Brandmeister ernannt worden. Am 11.06.1967 verabschiedete ihn die Feuerwehr im Rahmen einer würdigen Feierstunde in der damals noch nicht bezogenen Fahrzeughalle. Als neuer Bürgermeister folgte am 11.10.1967 Dr. Jochen Zwecker. Zu diesem Zeitpunkt war der etappenweise Umzug vom altehrwürdigen Feuerwehrgerätehaus am Lieden in die neue Feuerwache abgeschlossen. Nur das TLF 16 verblieb noch dort bis zum Bezug des neuen Wohnhauses. Schon längere Zeit vor dem Umzug in die Feuerwache war das technische Arbeitskommando mit Verstärkung aus allen Gruppen tätig geworden. Es fertigte in fleißiger Arbeit sehr viele Einrichtungsgegenstände. Die Arbeit zur ständigen Verbesserung der Einrichtung ging über Jahre hinaus und hat sich bis zur Gegenwart erhalten.

Nach dem Bezug der Feuerwache nahm die Einsatzhäufigkeit erneut zu. Am Jahresende kam es zum Großbrand der Wäschefabrik Grünewald in der Bgm.-Haas-Straße. Dank der neuen Brandschutzausrüstung blieb die Umgebung vor Schaden bewahrt.

Am 01.02.1968 wurde das inzwischen fertiggestellte Wohnhaus von den Kameraden Erwin Borchard und Günther Brose bezogen. Zum gleichen Zeitpunkt erfolgte durch den Magistrat die hauptamtliche Einstellung von Erwin Borchard. Die damals als Kreisschirrmeisterei bezeichnete Feuerwehrtechnische Werkstatt nahm ihre Arbeit auf, die sich im Laufe der Zeit für ein weites Umland segensreich auswirken sollte. Wenige Tage später, am 05.02.1968 wurde ein neuer Kommandokraftwagen 8 in Dienst gestellt.

Die Bürgerschaft hatte hierzu mit einer Spende den Schlussstein zum Bau der neuen Feuerwache gesetzt. Der alte KKW 8 wurde außer Dienst gestellt. Anlässlich der Jahreshauptversammlung am 23.03.1968 wurde bei der anstehenden Neuwahl Brandmeister Erwin Heiser zum Stellv. Ortsbrandmeister und Stellv. Vorsitzenden gewählt und zum Oberbrandmeister befördert. Der seitherige Stelleninhaber Obrm. Heinrich Post erhielt aufgrund seiner langjährigen Verdienste die Ernennung zum Ehren-Oberbrandmeister.

Anfang Mai 1968 fand der erste Grundlehrgang auf Kreisebene in der Feuerwache Alsfeld statt. Damit war auch ihre zukünftige Aufgabe als Ausbildungszentrum begründet. Mitte des Jahres veranstaltete der Spielmanns- und Fanfarenzug erstmals den Musikwettstreit um den Deutschland-Pokal, verbunden mit einer prächtigen Musikschau, die großen Anklang fand.

In der Zeit vom 30.08.-01.09.1968 fand im Rahmen einer Tagung des hessischen Brandschutzaufsichtsdienstes und der Durchführung des Landesentscheides der Feuerwehrleistungswettkämpfe die würdige Einweihung unserer Feuerwache statt. Der damalige hess. Innenminister Schneider war hierbei zugegen.

Im gleichen Jahr kam es zur erstmaligen Beteiligung unserer Wehr am Feuerwehrleistungswettkampf. Ein Jahr später erfolgte im Kreise Alsfeld der erste Kreisentscheid.

Der Spielmanns- und Fanfarenzug hatte sich für besondere Auftritte eine hellblaue Schauuniform zugelegt, die erstmals am Pfingstmarkt 1969 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Dem genannten Zug gelang es ferner, als Ausbilder Kamerad Siegfried Hartmann aus Hüttenthal-Weidenau zu gewinnen, der den musikalischen Leistungsstand in der Folgezeit hervorragend anhob. Im November 1969 schuf die Musikabteilung eine erste Schallplatte. Ehren-Hbrm. Hans Thöt stiftete einen Wanderpreis, der jährlich bei einem Wettkampf zwischen den einzelnen Gruppen der Einsatzabteilung ausgetragen wird.

Die Einsatzstatistik des Jahres 1969 schloss mit 107 Einsätzen ab. Im März 1970 konnten in Alsfeld erste Gespräche mit Vertretern von Bund, Land und Kreis geführt werden, die dahinaus zielten, die bestehende Feuerwache zu einem Katastrophenschutz-Zentrum zu erweitern. Der am 01.12.1969 freiwillig vollzogene Anschluss der Gemeinde Altenburg an die Stadt Alsfeld brachte es mit sich, dass sich beide Freiwilligen Feuerwehren zusammenschlossen. Mit Finanzmitteln aus der Wehrkasse kaufte man einen gebrauchten TSA 8, der im Stadtteil Altenburg stationiert wurde. Die Ablösung dieses Anhängers erfolgte 1973 durch ein TSF. Die Anschaffung dieses Kraftfahrzeuges war durch eine Spende des Kamax Werkes ermöglicht worden.

Am 20.06.1970 fand der 24. Deutsche Feuerwehrtag in Münster statt. Unsere Freiwillige Feuerwehr beteiligte sich mit der gesamten Musikabteilung und einer starken Abordnung.

Es kam auch zur Durchführung eines Bundeswertungsspielen der Feuerwehrmusik. Von den 9 vergebenen Goldplaketten kamen 6 nach Hessen, hiervon 2 allein nach Alsfeld. Aufgrund der erbrachten Leistungen erhielt der Spielmanns- und Fanfarenzug und der Musikzug als besondere Auszeichnung jeweils den großen Wappenteller der Stadt Alsfeld.

Am 12.09.1970 fand der 2. Hessische Feuerwehrtag in Bad Hersfeld statt, auch an dieser Großveranstaltung nahm die Musikabteilung teil. Die Hauptstützpunktfeuerwehr Alsfeld erhielt dort von seiten des Landes Hessen ein Flutlichtfahrzeug.

Nachfolgend bekam man am 18.09.1970 von der Brandversicherungskammer Darmstadt ein Heuwehrgerät.

In der Mitte des Jahres 1970 waren die von der Stadt Alsfeld in Auftrag gegebenen Funkanlagen geliefert worden. Der damalige Bürgermeister Dr. J. Zwecker hatte sich für deren Beschaffung besonders eingesetzt. Es handelte sich um 4 Funkgeräte im 4m Band für die Feststation und 3 Fahrzeuge, ferner um 9 Meldeempfänger für die Alarmgruppe. Später kamen noch weitere Funkgeräte und ein Funktisch (1972) hinzu, die das Land Hessen zur Verfügung stellte. Das Jahr 1970 schloss mit 120 Feuerwehreinsätzen.

Anfang März 1971 war der Großbrand der Strumpffabrik Ergee in Neustadt. Zusammen mit einer großen Anzahl anderer Feuerwehren stand man viele Stunden im Einsatz, wobei eine mehrmalige Personalablösung erforderlich war.

Am 18.03.1971 besichtigte der damalige hessische Innenminister Bielefeld die Alsfelder Feuerwache. Es erfolgte die Bekanntgabe, dass man die Absicht habe, in Alsfeld das erste Katastrophenschutz-Zentrum im Lande Hessen zu errichten.

Am 23.04.1971 verstarb Ehren-Hbrm. Hans Thöt. Die gesamte Wehr trauerte um einen hochverdienten und treuen Kameraden.

Im Mai des gleichen Jahres beging der Spielmanns- und Fanfarenzug sein 20-jähriges Bestehen. Bis dahin war eine weitere Vervollständigung der Instrumentenausstattung und die Anschaffung einer eigenen Standarte durch Spenden möglich.

Seit längerer Zeit war aufgrund des Einsatzgeschehens der Besitz eines Kranwagens angestrebt worden. Durch Vermittlung des HMdI konnte man am 27.08.1971 von der Berufsfeuerwehr Offenbach einen gebrauchten und gut erhaltenen KW 10 übernehmen.

Damit hatte man das 10. Einsatzfahrzeuge bei der Hauptstützpunktfeuerwehr in Dienst gestellt. Kurz darauf erfolgte die Freigabe des Planungsbeginnes für das künftige Katastrophenschutz-Zentrum sowie die Sicherstellung der Finanzierung.

Für das Einsatzpersonal schloss das Jahr 1971 mit 140 Einsätzen ab. Am 01.01.1972 trat die Gebiets- und Verwaltungsreform bei uns in Kraft. Dies wirkte sich auch sofort auf die Freiwilligen Feuerwehren aus. Es kamen zunächst 11 vorher selbständige Gemeinden und am 01.08.1972 4 weitere zur Stadt Alsfeld hinzu und damit auch ebenso viele Freiwillige Feuerwehren dieser Stadtteile. Seit der Gebiets- und Verwaltungsreform trägt die Feuerwehr der Kernstadt die Bezeichnung „Freiwillige Feuerwehr der Stadt Alsfeld-Mitte”.

Nach Inkrafttreten des neuen hessischen Brandschutzhilfeleistungsgesetzes (01.01.1971) wurde Hbrm. Helmut Knierim zum Stadtbrandinspektor ernannt.

Infolge der Großgemeindebildung erhielt er zunächst den kommissarischen Auftrag zur Leitung der Feuerwehren, ebenso betraf es den stellv. Stadtbrandinspektor Erwin Heiser bis zur Wahldurchführung im Jahre 1978.

Für die feuerwehrtechnische Werkstatt begann eine lange arbeitsreiche Zeit. Alle übernommenen Feuerlöscheinrichtungen mussten aufgenommen und nach und nach instandgesetzt werden. Über die Landesbeschaffungsaktion erhielten zahlreiche Stadtteilfeuerwehren neue Fahrzeuge. Darüber hinaus bahnte sich eine gute kameradschaftliche Zusammenarbeit und Weiterentwicklung aller Feuerwehren in der Stadt Alsfeld an. Zu den 5 übernommenen Jugendfeuerwehren kamen noch 5 weitere hinzu. Zahlreiche Gruppen der Freiwilligen Feuerwehren und der Jugendfeuerwehren beteiligten sich in den zurückliegenden Jahren am Feuerwehrleistungswettkampf und errangen stolze Erfolge.

Unsere eigene Jugendfeuerwehr hatte seit ihrer Gründung einen guten Aufschwung erzielt. Nachdem ihr im Februar 1972 eine Mädchengruppe angegliedert worden war, feierte man stolz das 5-jährige Bestehen. Während der 750-Jahrfeier der Stadt Alsfeld bot die Freiwillige Feuerwehr den Bürgern erneut einen „Tag der offenen Tür”. Dieser wurde mit Übungen, Ausstellungen und Konzerten bereichert. Im Hinblick auf das künftige Katastrophenschutz-Zentrum beteiligte man auch das DRK und das THW. Am 23.06.1972 kam es zu einem Großeinsatz beim Brand der Dampfziegelei in Alsfeld. Das in reiner Holzbauweise umgebende Gebäude des Ringofens war nicht zu retten, doch alle benachbarten Gebäude blieben vor Schaden bewahrt.

Am 17.11.1972 übergab das Land Hessen der Hauptstützpunktfeuerwehr einen Gerätewagen-Öl, da die Ölschäden sehr zugenommen hatten. Den bisher verwendeten ÖSA erhielt die Freiwillige Feuerwehr Grünberg. Die Einsätze zur Leistung von technischer Unfallhilfe vermehrten sich im Laufe der Zeit. Sehr oft mussten eingeklemmte Personen schwerverletzt oder tot aus verunfallten Fahrzeugen geborgen werden. Im Laufe der letzten 10 Jahre waren es 72 verletzte und 41 tote Unfallopfer.

Im März 1971 stellte sich uns Brm. (A) Josef Schlüter als Feuerwehrarzt zur Verfügung. Unter seiner Leitung wurde eine Rettungsgruppe aufgestellt, ausgebildet und ist öfters zum Einsatz gekommen. Die Personenbergung erfuhr eine Erleichterung, nachdem uns 1974 das Land Hessen eine Rettungsschere zur Verfügung stellte. Einige Stunden nach der Übernahme war das Gerät bereits im Einsatz.

Nachdem sich das Aufgabengebiet der Feuerwehr in wenigen Jahren durch die Hauptstützpunktfeuerwehr- und Großgemeindebildung wesentlich verändert und vergrößert hatte, war es erforderlich, den Personalstand der hauptberuflichen Kräfte anzuheben. Am 01.01.1973 wurde Helmut Knierim und am 01.05. 1974 Günther Brose vom Magistrat der Stadt Alsfeld eingestellt.

Nach der Wahl von Bürgermeister Dr. J. Zwecker zum Landrat des neuen Vogelsbergkreises verabschiedete ihn die Feuerwehr am 14.01.1973. Nachdem sich Dr. Zwecker während seiner Amtszeit als Bürgermeister für den Brandschutz besonders eingesetzt hatte, erfolgte seine Ernennung zum Ehrenmitglied.

Der neu gewählte Bürgermeister Hans Ulrich Lipphardt stattete der Feuerwache am 20.03.1973 seinen ersten Besuch ab.

Bedingt durch verschiedene Brandfälle in der Altstadt waren inzwischen Überlegungen angestellt worden, die handbetätigte DL 18 durch eine vollhydraulische Drehleiter 30 mit stehendem Arbeits- und Rettungskorb zu ersetzen. Der Wunsch unserer Feuerwehr erhielt die volle Unterstützung von Bürgermeister Lipphardt, den städt. Gremien sowie auch von Kreis und Land. Nach Vorführung von 2 Herstellerfirmen entschloss man sich für die Metz-Drehleiter, zumal hier der Kauf einer Vorführleiter gegeben war. Mit 311.000 DM war es das teuerste Fahrzeug, das bisher für die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Alsfeld angekauft worden war. Bevor die in Auftrag gegebene DL 30 zur Auslieferung gelangte, brachte uns das Jahr 1973 noch weitere technische Fortschritte. Zur Erzielung hoher Ausstoßraten an Wasser oder Schwerschaum bei Großbränden wurde ein Kombiwerfer angekauft. Mit Unterstützung der Firma Ernst Hartmann KG, Alsfeld, bauten einige Kameraden hierfür einen zweckmäßigen Einachsanhänger. Der Indienststellungstag war der 18.06.1973.

Zur Ausrüstung von Autobahnfeuerwehren beschaffte das Land Hessen Großtanklöschfahrzeuge. Daher war es möglich, am 31. 7. 1973 ein GTLF 6 zu übernehmen. Im Februar 1974 wurde uns durch Erlass des HMdI ein Abschnitt der Bundesautobahn A 48

zugewiesen.

Im März 1974 veranstaltete unser Musikzug ein Konzert in der Stadthalle. Der Reinerlös kam zu dem Spendenbetrag, den die Bürgerschaft für die Anschaffung der DL 30 erbracht hatte.

Am 04.05.1974 übergab der Erste Stadtrat, Herr Walther, in feierlichem Rahmen die neue Drehleiter an die Feuerwehr. Mit dieser Veranstaltung waren auch eine Fahrzeugschau und Konzerte auf dem Marktplatz verbunden gewesen.

In dieser Zeit griff der Tod in unsere Reihen und wir nahmen Abschied von den verdienten Ehrenmitgliedern Karl Wolf und Wilhelm Stein.

Am 12.04.1975 beging der Musikzug seine 25-jährige Wiedergründung mit einer Feierstunde in der Stadthalle, die mit Konzert und Tanz verbunden war.

Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass unsere Musikabteilung mehrmals den Namen der Stadt Alsfeld in andere Bundesländer und in das Ausland trug. Der Spielmanns- und Fanfarenzug reiste nach Gemert / Holland und in die Schwesternstadt Chaville / Frankreich.

Weiterhin organisierte man eine Konzertreise, die durch Bayern und Österreich führte. In einem anderen Jahr kam es zu einer Konzerttournee in die Ostseebäder. Der Musikzug reiste turnusmäßig in die Schwesternstadt Nakskov / Dänemark. Weitere Fahrten führten nach Österreich (Amstetten, Wallsee, Wien), ferner zur „Grünen Woche” nach Berlin. Der befreundete Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Netphen wurde besucht und anlässlich der beliebten Kurkonzerte im nahen Bad-Salzschlirf konnte man Öfter die Zuhörer erfreuen.

Im trockenen und heißen Sommer 1975 kam es in Niedersachsen, in der Lüneburger Heide, zur großen Waldbrandkatastrophe dieses Jahrhunderts. Feuerwehren aus allen Bundesländern eilten an die sich ausdehnende Flammenfront. Im Verband einer aufgestellten hessischen Feuerwehrbereitschaft kam auch unser GTLF 6 in der Zeit vom 11. bis 17.08.1975 dort zum Einsatz. Im Raum Eschede waren infolge der laufenden Personalablösungen insges. 11 Kameraden unserer Wehr eingesetzt.

Da uns im Fahrzeugbestand noch ein Einsatzleitwagen fehlte, erfolgte mit finanzieller Unterstützung aus der Wehrkasse der Ankauf eines gebrauchten Opel-Caravan. Nach Herrichtung, Ausbau und Bestückung desselben kam es am 09.10.1975 zur Indienststellung als ELW 1. Etwa 2 Jahre später erfuhr der KKW 8 eine gut gelungene Umgestaltung zum ELW 2.

Nach langer Verhandlungs- und Anlaufzeit kam es am 10.11.1975 zum ersten Spatenstich für den Neubau des Katastrophenschutz-Zentrums. Die eigentlichen Hochbauarbeiten begannen erst im Sommer 1976. In der Zeit vom 14.-16.05.1976 beging der Spielmanns- und Fanfarenzug sein 25-jähriges Bestehen. Unter der Beteiligung von 76 Musikgruppen erfolgte zum 2. Mal die Ausrichtung des Wettstreites um den Deutschlandpokal. Eine große internationale Musikschau war wiederum damit verbunden.

Gefördert durch die warme und trockene Witterung Anfang Juli 1976 brachen zahlreiche Waldbrände in der Umgebung aus. In den Gemarkungen Immichenhain und Lingelbach mussten stärkere Einsatzkräfte der Feuerwehren herangezogen werden, um eine Brandausdehnung zu verhindern. Ende September 1976 beging man im Beisein zahlreicher Gäste das Richtfest der Neubauten des Katastrophenschutz-Zentrums.

Das von vielen Wald- und Flächenbränden geprägte Jahr 1976 erforderte eine noch nie erreichte Zahl von 187 Feuerwehreinsätzen. Im nachfolgenden Jahr lag dagegen der Schwerpunkt in der Erbringung einer ganzen Reihe von Heuwehrgeräteeinsätzen.

In der Jahreshauptversammlung 1977 ernannte man Brm. Karl Herzog, in Würdigung seiner 25-jährigen verdienstvollen Tätigkeit als Kassenwart, zum Ehrenmitglied. Außerdem erhielt Kamerad Herzog das neugeschaffene Ehrenschild der Freiwilligen Feuerwehr Alsfeld-Mitte. Einer Wettkampfgruppe unserer Jugendfeuerwehr gelang es am 04.06.1977 aus dem Bundesjugendfeuerwehrwettkampf als Kreissieger hervorzugehen. Kurze Zeit später beging die Jugendfeuerwehr in Verbindung mit dem Stadtjugendfeuerwehrtag ihr 10-jähriges Bestehen. Die Jugendfeuerwehr Eschede/NS war hierbei zu Gast und es kam zu einer Freundschaftsverbindung zwischen den beiden Jugendfeuerwehren. Im nachfolgenden Jahr fuhr unsere Jugendfeuerwehr zum Gegenbesuch nach Eschede.

Am 28.09.1977 verstarb Ehren-Hbrm. Georg Reuscher. Wir verloren mit ihm einen verdienstvollen Feuerwehrführer der schweren Kriegsjahre. Im Oktober 1977 weilte Sbi. Helmut Knierim als Angehöriger einer städt. Delegation in unserer englischen Schwesternstadt New Mills. Der Leiter der dortigen „Derbyshire Fire Service Division“ Howard W. Barker, der schon vorher in Alsfeld weilte, machte seinen Gast mit den andersartigen Gegebenheiten bei den Feuerwehren in Groß Britannien vertraut. Mit den Angehörigen der Feuerwehr-Station New Mills wurden freundschaftliche Bande geknüpft, ferner auch zu einer Musikgruppe der „Brass Band New Mills“, die inzwischen unserer Stadt einen Besuch abgestattet hat, und von unserem Musikzug betreut wurde. Auch das Jahr 1978 war von Erfolgen gekrönt. Aus dem Feuerwehrleistungswettkampf (LF) ging die Wettkampfgruppe unserer Freiwilligen Feuerwehr als 2. Kreissieger hervor. Bei der nachfolgenden Teilnahme am Bezirksentscheid in Grünberg kam man auf den 7. Platz. Der Spielmanns- und Fanfarenzug hatte sein schon länger angestrebtes Vorhaben wahrgemacht und Anfang Juli an der Weltmusikolympiade in Kerkrade/Holland teilgenommen. Der Zug wurde bei seiner Rückkehr unter großem Jubel der Bevölkerung auf dem Marktplatz empfangen. Am Ende der 125jährigen Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Alsfeld steht noch ein besonderes Ereignis, das für unsere zukünftige weitere Arbeit einen besonderen Akzent setzt.

Nach über 2 ½-ähriger Bauzeit konnte das Katastrophenschutz-Zentrum am 12.07.1978 in Anwesenheit des hessischen Innenministers, Herrn Gries, und zahlreicher Gäste eingeweiht werden.

Im Brandschutzteil des Katastrophenschutz-Zentrums waren 8 Fahrzeugstände und weitere Nebenräume geschaffen worden. Ferner ein Jugendfeuerwehr-Gruppenraum und die Räume für die Aufnahme und den Betrieb einer Atemschutzübungsanlage. Letztere konnte nach ihrer Fertigstellung am 30.11.1978 übergeben werden. In der Feuerwache war inzwischen die zukünftige gemeinsame Leitstelle weiter ausgebaut und in Betrieb genommen worden. Nach der derzeit angestrebten Verwirklichung des „Notrufsystems 73” und dem Einbau einer Feuermeldeanlage, werden dann optimale Voraussetzungen für die Nachrichtenübermittlung zu Hilfeleistungen aller Art gegeben sein.

Wenn nun die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Alsfeld ihr 125-jähriges Bestehen feierlich begehen kann, gedenken wir hierbei in Verehrung und Dankbarkeit an den Spritzenfabrikanten Carl Metz aus Heidelberg, der im Jahre 1853 den Anstoß zur Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr in unserer Stadt gegeben hat. Im vergangenen Jahr haben wir ihm zu Ehren am Beginn jener Straße, die seinen Namen trägt, ein schlichtes Denkmal gesetzt.

Unsere Wehr blickt als älteste Freiwillige Feuerwehr Oberhessens, die ohne Unterbrechung seit ihrer Gründung bestand, mit Stolz und Befriedigung auf die vergangenen 125 Jahre zurück.

Niemals hat sie bei ihren vielen Einsätzen im Laufe ihrer langen Geschichte versagt, wenn es hieß, dem Nächsten zu helfen. Jeder Wehrangehörige sah es allzeit als seine Ehre an, der eingegangenen Verpflichtung getreu, gewissenhaft und in opferwilliger Bereitschaft und festem kameradschaftlichen Zusammenhalt nachzukommen.

Die Bürgerschaft der Stadt Alsfeld weiß, dass sie in ihrer Freiwilligen Feuerwehr eine Einrichtung besitzt, auf die sie sich verlassen kann. Vom kleinen Anfang vor 125 Jahren mit den damals noch recht primitiven Lösch- und Rettungsgeräten hat sich bis heute eine moderne Feuerwehr gebildet, der es möglich ist, allen an sie herankommenden Anforderungen gewachsen zu sein.

Mögen auch in der Zukunft sich ebenso wie in der Vergangenheit immer wieder Bürger finden, die als Feuerwehrangehörige getreu unserem Wahlspruch:

„Einer für alle,
alle für einen,
Gott zur Ehr,
dem Nächsten zur Wehr!”
ihre volle Kraft für die Allgemeinheit und für den Brandschutz unserer Stadt einsetzen werden, in der ständigen Erkenntnis, dass „die Freiwilligkeit der Preis der Freiheit ist!”

Erstveröffentlichung:

Festschrift „125 Jahre Freiwillige Feuerwehr der Stadt Alsfeld (1854-1979)“, Alsfeld 1979.

[22.05.2024]