Der Schwälmer Brunnen zwischen Obergasse und Kirchplatz

Von Assessor Georg Kratz, Bürgermeister der Kreisstadt Alsfeld (1959)

Wenn man einen Blick in das von Professor Meyer-Barkhausen im Jahre 1927 herausgebrachte Buch über die Stadt Alsfeld wirft, so findet man unter Nr. 23 ein Bild des Kirchplatzes. Dieses Foto zeigt den Kirchplatz noch in seiner damaligen Geschlossenheit. Zwischen dem Haus Nicolai und dem Weinhaus stand ein scheunenartiges Gebäude, als Spritzenhaus benutzt, das auch alsbald – wohl Ende 1927 – abgebrochen wurde. Durch die Beseitigung dieses Gebäudes entstand ein wenig schöner Platz. Dieser Zustand wurde noch verschlimmert, weil

a) die ehemalig strenge Geschlossenheit des Kirchplatzes verloren war und
b) das Haus Nicolai in seiner Längsfront unbefriedigend wirkte.

Seit dem Abbruch des früheren Spritzenhauses machte man sich Gedanken – der damalige Denkmalpfleger, Professor Walbe, tat es schon –, ob die entstandene Baulücke wieder beseitigt oder welche Lösung der Platzgestaltung gefunden werden sollte. Diese Frage war nicht so einfach zu lösen, weil sich zwar einerseits ein neuer interessanter Blick auf Walpurgisturm, Haus Lipphardt und Weinhaus ergeben hatte, andererseits aber die freie Sicht auf den Kirchturm sich historisch kaum begründen ließ, denn es ist geradezu ein Charakteristikum der mittelalterlichen deutschen Stadt, dass – infolge der Enge innerhalb der Mauern – die Türme sozusagen aus dem Dächermeer herauswuchsen.

Viele Pläne für die Platzgestaltung wurden ausgearbeitet, aber es kam zu keiner Entscheidung. Es blieb – aus welchen Gründen auch, soll hier nicht untersucht werden – 30 Jahre der wenig schöne Platz. Durch die Verlegung des Alsfelder Wochenmarktes vom Marktplatz auf den Kirchplatz hat dieser letztere, ehemals stille Platz eine völlig veränderte neue Bedeutung gewonnen. Seine Abgeschlossenheit war daher ohnehin kaum mehr aufrechtzuerhalten, und die freie Lücke zwischen Weinhaus und Haus Nicolai, die den Kirchplatz nunmehr schließt, ist dadurch in den Vordergrund des Marktbetriebes gerückt und somit selbst zum Verkehrsplatz geworden.

Vorbereitungen zur Umgestaltung des Platzes an der Obergasse
Foto: Sammlung Georg Kratz

Anfang März 1957 wurde das Problem der Gestaltung dieses Platzes erneut aufgegriffen. Stadtverordneter Krause beantragte in der Stadtverordnetenversammlung, der Magistrat solle beauftragt werden, alsbald einen Plan zur Beseitigung des hässlichen Aussehens des Platzes vorzulegen, wobei in erster Linie an die Anlage einer Grünfläche zu denken sei, die von zwei Wegen zwischen Obergasse und Kirchplatz flankiert würde. In der Begründung wurde noch angeführt, man könne daran denken, auf der Grünfläche einen Brunnen aufzustellen.

Der Magistrat griff diesen Antrag schon wenige Tage später auf und stimmte ihm im Grundsätzlichen zu, jedoch mit der Maßgabe, dass mit Rücksicht auf die [Seite-69] unter Denkmalschutz stehenden Gebäude der Walpurgiskirche, des Weinhauses und des Hauses Lipphardt, Herr Oberbaurat Hofmann als unterer Denkmalpfleger um seine guten Dienste gebeten werden sollte. Die Stadtverordnetenversammlung stimmte schon am 01.04.1957 der Umgestaltung des Platzes einstimmig zu.

Oberbaurat Hofmann brachte nach mehreren eingehenden persönlichen Unterredungen mit dem Verfasser dieser Abhandlung seine Ansichten, die im wesentlichen die jetzige Gestaltung des Platzes widerspiegeln, in einem [Seite-70] Schreiben vom 3. April 1957 zum Ausdruck. Er wies darauf hin, dass man von Rasenbeeten mit Blumenrabatten Abstand nehmen müsse, denn auf Verkehrsflächen – zu einer solchen war der Platz ja inzwischen geworden – gehörten nun einmal keine Rasenbeete. Die Umgestaltung dieses kleinen Platzes erfordere, so trug Oberbaurat Hofmann vor, zweierlei Maßnahmen, nämlich eine Verbesserung der unschönen Längsfront des Hauses Nicolai, das ja nur ein sogenanntes Reulenfachwerk besaß und auch keinerlei Fenster nach diesem Platz zu aufwies, und eine neue Platzbefestigung an sich. Außerdem solle neben dieser Befestigung, wobei das zu verwendende Material noch offenstehe, ein Brunnen errichtet werden, der mit dem Walpurgisturm, dem Haus Lipphardt und dem Weinhaus im Hintergrund ein sicherlich interessantes und neues städtebauliches Motiv ergebe.

Mehrere Besprechungen und Beratungen ließen das Projekt reifen, und in einer Sitzung des Bauausschusses vom 20.09.1957 wurde eine grundsätzliche Einigung über die Art der Gestaltung erreicht. Auf Anregung des Verfassers hin wurden zwei kleine Arbeitsgruppen mit der weiteren Behandlung der Angelegenheit beauftragt, und zwar

a) für die Art der Gestaltung die Herren Oberbaurat Hofmann, Stadtrat Philipp und Stadtbaumeister Schmidt,
b) für das Schaffen der organisatorischen und finanziellen Voraussetzungen zum Bau des Brunnens und zur Gestaltung des Platzes der Vorsitzende unseres Verkehrsvereins, Dr. Enders, Oberbaurat Hofmann als unterer Denkmalpfleger und Bürgermeister Kratz.

Schon im November waren alle Vorbereitungen soweit gediehen – man hatte sich inzwischen auch darauf geeinigt, dass der Brunnen von einer Schwälmerin figürlich gekrönt und das Nicolaische Haus mit einem Fensterband und einem Kratzputz versehen sowie durch Vitrinen aufgelockert werden sollte –, dass am 16.11.1957 in allen Zeitungen ein Aufruf an die Bevölkerung unserer Stadt ergehen konnte, durch eine angemessene Spende die Verwirklichung des schönen Projektes, das etwa 25.000 DM erforderte, zu ermöglichen. Dieser Spendenaufruf war notwendig, weil auch die Stadt wegen vieler besonders dringender anderer Projekte nicht in der Lage war, die entstehenden Kosten allein zu übernehmen. Dieser Appell an den Gemeinschaftssinn der Bevölkerung hatte ein erfreuliches Echo zu verzeichnen. 15.000 DM Spendenbeträge sind in einem eigens dafür geschaffenen Spendenbuch verzeichnet. Das Buch wurde dem städtischen Archiv übergeben, damit es Zeugnis ab legen kann, wie und in welchem Maße die Bürger, aber auch viele Freunde der Stadt durch freiwillige Leistungen die Gestaltung dieses Platzes, vor allem aber die Errichtung der Brunnenanlage, ermöglichten.

Durch einstimmigen Beschluss der städtischen Gremien von Anfang Februar 1958 wurde dem Bildhauer Arnold in Allendorf der Auftrag für die Errichtung der Brunnenanlage übertragen mit der Maßgabe, dass dieser Brunnen von einer Schwälmerin geziert werden solle. [Seite-71]

Was hatte die städtischen Körperschaften zu diesem Beschluss bewogen? Die Kulturpflege gehört schon seit altersher zu den wichtigsten Aufgaben der Städte, auch der Klein- und Mittelstädte, vor allem dann, wenn diese, wie in unserem ober- und nordhessischen Raum, eine echte Mittelpunktfunktion wahrzunehmen haben. Die Städte haben auf dem kulturellen Sektor eine große Tradition. Sie waren seit eh und je als kulturtragende Kräfte anerkannt. Dies hat heute noch mehr an Bedeutung gewonnen, nachdem durch die gesellschaftliche und soziale Umschichtung unseres Volkes bestimmte gesellschaftliche Gruppen als einst kulturtragende Kräfte ausgefallen sind. Aber auch im allgemeinen gesehen ist die Kleinstadt die Lebensform, in der die Naturnähe der Einwohner der Kultur den Spielraum lässt, ihr Eigenleben zu entfalten. Die Städte und Gemeinden müssen aber auch in die schon erwähnte Lücke im Mäzenatentum eintreten, die nicht unausgefüllt bleiben darf, weil ansonsten das Allgemeinwohl Schaden leiden würde. Die Städte – oder die öffentliche Hand schlechthin – übernehmen hier aber nicht nur eine kulturelle, sondern auch eine soziale Mission, wenn man an die Auswirkungen denkt, die die richtige Pflege der Kultur für das Gemeinschaftsleben haben kann. Es geht eben nicht nur um die Errichtung von Zweckbauten, auch die kulturellen Bedürfnisse der Bevölkerung dürfen nicht vernachlässigt werden. Dabei soll allerdings die Mithilfe der Städte zunächst nur unterstützend sein, weil wahre und echte Kultur nur aus dem freien Willen der Bürgerschaft hervorgehen kann. Es ist – und das gilt auch für die Gestaltung des Platzes, vor allem aber für die Brunnenanlage – die künstlerische Individualität zu wahren, denn nur ohne das Einengen von Freiheit der künstlerischen Gestaltung kann echte Kunst entstehen.

Die dargelegte Kulturpflege als Aufgabe der Städte hat natürlich in einem Gemeinwesen dann eine große Bedeutung, wenn es – wie unsere Stadt Alsfeld – eine große geschichtliche Vergangenheit hat und kulturhistorisch wertvolle Meisterbauten vergangener Jahrhunderte besitzt. Diese Bau- und Kunstdenkmäler sind ein Vermächtnis der Vergangenheit, das uns anvertraut ist. Ihrer Pflege und Erhaltung gilt daher unsere besondere Aufmerksamkeit. Es geht einfach darum, unseren Altstadtkern, der von vielen Sachkennern und von den vielen Gästen unserer Stadt immer wieder als ein Kleinod bezeichnet wird, in seinem Charakter zu erhalten. In dieser Aufgabe der Wahrung und Erhaltung des Überkommenen lassen sich unsere städtischen Gremien nicht beirren. Sie wollen alles tun, damit nicht, wie sich Professor Meyer-Barkhausen im Vorwort seines schon erwähnten Buches über Alsfeld ausdrückt, die gute bodenständige Tradition – wie es um die Jahrhundertwende geschehen war – wieder verloren gehe. Zwar müssen bei den Entscheidungen der Jetztzeit oft Konzessionen an den fortschreitenden Wandlungsprozess im Bauwesen und in der Baugesinnung gemacht werden, denn ein bloßes Historisieren wäre wohl völlig verfehlt, es geht darum, sich in die Schöpfungen der alten Meister zwar zu vertiefen, nicht aber um sie nachzuahmen, sondern sich selbst mit ihrem Geist zu erfüllen, an ihnen den Sinn für künstlerische Echtheit und [Seite-72] Qualität neu zu beleben. Es lohnt sich also, nicht nur das Alte zu erhalten und zu bewahren, sondern den Versuch der Verbindung zwischen alt und neu zu machen, mit anderen Worten: es geht nicht um das Kapieren, sondern um das Neugestalten, so, wie es der jeweiligen Zeitepoche entspricht und wie es auch in vergangenen Zeiten größter Baukulturen getan wurde. Diese Verbindung darf allerdings nicht so weit gehen, dass dadurch die Eigenart – um es auf Alsfelder Verhältnisse zu übertragen – unseres mittelalterlichen Stadtbildes beeinträchtigt wird.

Die städtischen Gremien sind davon überzeugt, dass diese Verbindung zwischen dem Alten und dem Neuen bei der Gestaltung des Platzes gelungen ist. Die Besucher unserer alten Hessenstadt sind nicht nur beeindruckt von der Schönheit unserer mittelalterlichen Bauten, vor allem den Fachwerkbauten, die hier als Zeugen mittelalterlicher Bau- und Handwerkskunst fast Seite an Seite stehen, sondern sie sind auch erfreut, wenn sie – vor allem an Markttagen – die Bauern und Bäuerinnen vom Katzenberg oder von der Schwalm in ihren malerischen Trachten sehen. Ihre bunten Bänder und Borden, Röcke und Tücher erinnern an das ebenso bunte, mit Schnitzereien und Zierrat reich versehene Balkenwerk unserer Fachwerkhäuser. Die herzlichen Verbindungen unserer Stadt zu den Katzenberggemeinden finden ihre Ausweitung in der zu den Schwalmdörfern. Das Schwalmgebiet gehört mit einem Großteil seiner Gemeinden seit eh und je zum wirtschaftlichen Einzugsbereich der Stadt Alsfeld. Die Schwälmer kommen oft und gern in unsere Stadt, weil sie wissen, hier immer willkommene, freudig begrüßte Gäste zu sein. Es besteht seit altersher eine sehr enge und herzliche Verbindung zwischen der Schwalm und der Stadt Alsfeld, zwischen den Schwälmern und den Alsfelder Bürgern. Diese Verbindung ist aber nicht nur gegründet darauf, dass beide durch das Flüsschen „die Schwalm“ an einem gemeinsamen Wasserlauf liegen und die Schwälmer Marktfrauen seit eh und je Alsfeld mit landwirtschaftlichen Produkten versorgen, sondern durch gemeinsame und geschichtliche kulturelle Vergangenheit, wenn auch – von Holzburg, Neu-Hattendorf und einigen Höfen abgesehen – längere Zeit zu verschiedenen Ländern gehörig. Die Stadt Alsfeld war immer besonders eng und treu Hessen-Darmstadt zugewandt, sie hat aber auch als die nördlichste Stadt der hessen-darmstädtischen Lande und des heutigen Regierungsbezirks Darmstadt stets die Verbindung zu Kurhessen gewahrt, sie fühlt sich früher wie heute als Bindeglied zwischen Hessen-Darmstadt und Kurhessen. Diese Verbindung kommt nicht nur dadurch zum Ausdruck, dass wir für die Schwalm Einkaufs-, Wirtschafts- und Handelszentrum sind, dass Hunderte von Bewohnern der Schwalmorte in Alsfeld Arbeit und Brot finden, sondern auch in dem Umstand, dass Alsfeld – als Tor zur Schwalm – stets und immer das Schwälmer Volkstum besonders achtet, ehrt und schätzt. So birgt auch unser, von Herrn Schulrat i.R. Rausch so vortrefflich geleitetes Heimatmuseum neben Kostbarkeiten aus unserem Kreis viele Schätze aus dem Schwalmgebiet. Wir haben beispielsweise dort außer einem Katzenberg-Zimmer auch ein besonderes Schwälmer-Zimmer, in dem [Seite-73] u.a. die Originaltracht des Bürgermeisters von Schrecksbach zu sehen ist. Leider ist aber festzustellen, dass die Schwälmer Tracht, aber auch Schränke und Truhen, Kleider und Betten und sonstiger Hausrat immer mehr in die Heimatmuseen unseres Landes wandern.

Die Schwalm, eines unserer letzten geschlossenen Trachtengebiete in Deutschland, das sich so radikal von seiner Umgebung unterscheidet, dass sie wirklich als eine Insel der Trachten und der bäuerlichen Sitten anzusprechen war, gleicht ihre Lebensform, die Lebensform einer echten bäuerlichen Kultur, seit Kriegsende mehr und mehr ihrer Umgebung an. Das ist eine Entwicklung, die bei den Kennern des Schwalmgebietes zutiefst bedauert wird, aber als Faktum gewertet werden muss. Man kann zwar noch nicht, wie es öfters geschieht, von einem „Nachruf“ auf die Schwälmer Tracht sprechen, denn noch sind die Schwälmer Dörfer – und an Markttagen auch unsere Stadt – beherrscht von der Tracht der Frauen und Männer der Schwalm, aber die Tracht der Jugend geht mehr und mehr zurück, ja, man kann sagen, sie fehlt bereits.

Bei dieser nicht mehr aufzuhaltenden Entwicklung, die durch das moderne Verkehrswesen, durch Rundfunk und Fernsehen, durch die Zuwanderungen und vieles andere begünstigt wurde, entschloss sich unsere Stadt, dieser aussterbenden Tracht, und damit dem Schwälmer Volkstum schlechthin, ein Denkmal zu setzen. Wir wollten damit ein Bauerntum ehren, das lebt, um zu arbeiten, in dem alles einem strengen Arbeitsethos untergeordnet ist, ein Bauerntum, das weiß und erkennt, dass ohne eine tiefe Religiosität, ohne den Glauben an Gott letzthin kein Wachsen und Werden, keine Ausgeglichenheit und Zufriedenheit möglich ist, ein Bauerntum, das zutiefst mit seiner Scholle verwurzelt ist, in dem Bräuche und sonst Überkommenes den Ablauf des Geschehens stark beeinflussen, aber auch ein Bauerntum, das einen staatserhaltenden Faktor ersten Ranges darstellt.

Es ging einfach darum, jenen Frauen und Männern ein Denkmal zu setzen, die uns einfach und schlicht als biedere Landleute entgegentreten und doch eine ehrbare Würde ausstrahlen, die uns ihre königliche Haltung erkennen lässt. Die städtischen Gremien waren davon überzeugt, dass es richtig sei, dieses Bauerntum und diese Bauernkultur, wie es mit der figürlichen Krönung der Brunnenanlage in Form einer Schwälmerin geschehen ist, zu verewigen. Es ging aber, wie eingangs schon erwähnt, nicht nur darum, ein „Denkmal“ für die Schwälmer Bauernkultur zu schaffen, sondern zunächst war es das Hauptanliegen, einen hässlichen Platz neu zu gestalten. Dies war eine besonders schwierige architektonische, städtebauliche und denkmalpflegerische Aufgabe. Es kam hier darauf an, die Platzanlage zu verschönen, eine Aufgabe, die noch nicht ganz abgeschlossen ist, denn Stadt und Denkmalpfleger bemühen sich noch, die Fassade des Lipphardtschen Hauses – nach Möglichkeit durch einen Laubengang – zu verbessern.

Aber schon heute darf wohl behauptet werden, dass unsere Stadt durch eine Gemeinschaftsleistung ihrer Bürger, der Architekten, des Bildhauers Arnold [Seite-74]

„Schwälmer Brunnen“ an der Obergasse
Foto: Sammlung Georg Kratz

und des Graphikers Weide und im Zusammenwirken mit den städtischen Organen um eine weitere Sehenswürdigkeit bereichert wurde, eine Sehenswürdigkeit, die mit dazu beiträgt, die guten und engen Beziehungen zwischen der Schwalm und Alsfeld, zwischen der bäuerlichen Bevölkerung unseres Kreises, aber auch unsres Wirtschaftsgebietes, und der städtischen Bevölkerung zu vertiefen und weiter zu festigen. Denn nur aus diesem Zusammenwirken, [Seite-75] aus dieser Gemeinsamkeit können wir die Kraft schöpfen, um dem Größeren zu dienen, nämlich unserem deutschen Volkstum, unserem deutschen Vaterland.

An dieser Stelle soll nicht unerwähnt bleiben, dass die neue Brunnenanlage nur geschaffen werden konnte, nachdem die städtische Wasserversorgung neu geordnet war. Denn nur von diesem Zeitpunkt ab verfügt die Stadt über ausreichendes Wasser, so dass sie es sich erlauben kann, den – wie er nun im Volksmund heißt – Schwälmer Brunnen ausgiebig mit Wasser zu versorgen.

Der neu gestaltete Platz mit der Brunnenanlage hat inzwischen reichlich Anerkennung gefunden. Kunstfreunde, Architekten, Denkmalpfleger und vor allem die vielen Besucher, nicht zuletzt aber die Bürger unserer Stadt, freuen sich über das gelungene Werk, das uns beredt erkennen lässt, dass der Gemeinschaftssinn auch heute nicht erloschen ist, ja, dass auch unsere heutige Generation noch sehr wohl das Wort von Kleist kennt: „Im Opferbringen für die Gemeinschaft liegt die erste Pflicht, aber auch die beste Kapitalanlage, die ein Volk und jeder einzelne Bürger machen kann.“

Möge dieser seit altersher in Alsfeld vorherrschende Geist auch zukünftig erhalten bleiben. Der Schwälmer Brunnen, der neben unseren anderen Baudenkmälern inzwischen in vieltausendfachen Aufnahmen für die Schönheit unserer Stadt wirbt, ist ein Beweis dafür.

Die Veröffentlichung der Texte des Autors im Rahmen des Internetprojekts
www.Geschichtsforum-Alsfeld.de wurde von seinen Rechtsnachfolgern genehmigt.

Erstveröffentlichung:

Georg Kratz, Der Schwälmer Brunnen zwischen Obergasse und Kirchplatz, in: Magistrat der Stadt Alsfeld (Hrsg.): Festschrift: 10 Jahre Aufbauarbeit der Stadt Alsfeld, Alsfeld 1959, S. 68-75.

[Stand: 14.02.2024]