50 Jahre Kulturgemeinde Alsfeld
Wechselvolle Geschichte eines Vereins mit großer Bedeutung für das kulturelle Leben der Stadt

Von Dr. Norbert Hansen, Alsfeld (2001)

Frühe Spuren und Gründung

Eigentlich wäre die Erinnerung daran, dass am 1. Oktober 1951 eine „Kulturgemeinde Alsfeld“ unter der lfd. Nummer 40 in das Vereinsregister beim Amtsgericht Alsfeld eingetragen worden ist, keiner besonderen Erwähnung wert gewesen. Doch der in früher Nachkriegszeit liegende Ursprung dieser beispielhaften Kulturinitiative in einer deutschen Kleinstadt, die Vielfalt der kulturellen Ausdrucksformen und die über Jahrzehnte enge Verknüpfung mit der Stadt sollten nicht in Vergessenheit geraten.

Abb.1: Titelseite der Einladung zum ersten öffentlichen Auftritt des Kammerorchesters

Als am 30. März 1945 für Alsfeld mit dem Einmarsch der Amerikaner der 2. Weltkrieg zu Ende war, stand bei den Menschen die Frage nach Nahrung, Kleidung und Wohnung im Vordergrund. Und trotzdem müssen sich schon bald Alsfelder Bürger Gedanken auch darüber gemacht haben, wie nach Jahren der Entbehrung neben der materiellen Versorgung die kulturellen Bedürfnisse wieder befriedigt werden könnten. Es gibt hierzu ein knappes, aber sehr aussagefähiges Dokument aus dem Hessischen Staatsarchiv Darmstadt [01]. Ein Captain Miller, von dem angenommen werden darf, dass er als Stadtkommandant die Militärregierung in Alsfeld repräsentierte, hatte gegen den „Plan zur Gründung einer Kulturgemeinde“ nichts einzuwenden. Das handschriftliche Datum zeigt zweifelsfrei die Jahreszahl 1945. Zu diesem Zeitpunkt war der von den Amerikanern eingesetzte Landrat Mandt aus Lauterbach vertretungsweise auch Landrat in Alsfeld [02].

Da nach Kriegsende auf Anordnung der Militärregierung alle Vereine aufgelöst waren und erst zwei Jahre später Neugründungen unter Auflagen wieder gestattet wurden, überrascht dieses frühe Datum einer quasi-offiziellen Erlaubnis für eine Vereinsbildung. Karl-August Helfenbein vertritt hierzu folgende Meinung [03]: Die amerikanische Besatzungsmacht bewertete die Situation in Deutschland sehr unterschiedlich. Unversehrte kleinere Kreisstädte wie Alsfeld, wo zudem ein hoher Anteil Vertriebener lebte, waren „unverdächtiger“ als Großstädte und insofern förderungswürdiger für Kulturinitiativen. Und die kulturellen Bedürfnisse wurden in dieser Zeit nicht weniger bedeutend eingeschätzt als die materiellen.

Abb. 2: Der Alsfelder Singkreis im 50. Jahr seines Bestehens 1998

Doch wer waren die Alsfelder Bürger, die hinter der Idee einer Kulturgemeinde-Gründung standen? Ein Brief-Dokument aus dem Staatsarchiv Darmstadt offenbart zumindest eine der beteiligten Personen [02]. Am 3. Februar 1946 schrieb Dr. Hanna Stieler aus der Hersfelder Str. 53: „Sehr geehrter Herr Landrat, für Ihre freundliche Einladung zur morgigen Besprechung anlässlich der Bildung einer Kulturgemeinde danke ich bestens. […] Nachdem ich nun die Gewissheit habe, in der Kulturgemeinde mitarbeiten zu dürfen […]“.

Abb. 3: Anzeige in der Oberhessischen Zeitung vom 2. November 1959

Wahrscheinlich waren noch einige Termine erforderlich gewesen, bis am 19. November 1946 eine Generalversammlung stattfinden konnte, um einen vorher erarbeiteten Satzungsentwurf zu verabschieden. Dies besagt der Nachsatz unter der Satzung, die erst fünf Jahre später beim Amtsgericht Alsfeld eingereicht wurde (Abb. 4). Obwohl kein Protokoll einer Gründungsversammlung bekannt ist und in Ermangelung jeglicher sonstiger Unterlagen, kann der 19. November 1946 als das eigentliche Gründungsdatum der Kulturgemeinde angesehen werden. Die Unterschriften vom 19. Oktober 1950 erfolgten im Nachgang zu einer Mitgliederversammlung vom 28. Februar 1950, in der es insbesondere um die Anmeldung zum Vereinsregister gegangen war. Diese Namen können, müssen aber nicht identisch mit den Gründungsmitgliedern sein. Aus Formulierungen verschiedener Versammlungsprotokolle und Zeitungsberichte der Folgejahre kann aber vermutet werden, dass zumindest der Schulrat a.D. Georg Reisinger und der Zahnarzt Dr. Hugo Thümmel dazu gehörten.

Ein Blick in die Satzung verdeutlicht in bemerkenswerter Weise Intention und Zielsetzung der Gründer. Man verstand sich als ein „Kreis von Personen, deren Anliegen es ist, kulturelles Leben in der Stadt und in dem Kreis Alsfeld zu wecken und zu pflegen“. Als Ziele wurden genannt: „Veranstaltung von Vorträgen, Theateraufführungen und musikalischen Darbietungen“ sowie „Durchführung von Lehrgängen in Musik, Staatsbürgerkunde und in den Elementarfächern.“ Letztere Formulierungen mögen einerseits das besondere Wohlwollen der amerikanischen Militärregierung gefunden haben, andererseits verweisen sie mehr auf das Angebot der späteren Volkshochschule, die seit Frühjahr 1949 in Alsfeld bestand [04] und die „der hiesigen Kulturgemeinde angeschlossen“ [05] war. Geleitet wurde sie über viele Jahre von Schulrat a.D. Georg Reisinger [06]. In eigener Regie hat die Kulturgemeinde derartige Aktivitäten niemals entwickelt.

Abb. 4: Nachsatz unter der 1. Satzung mit Hinweis auf das vermutliche Gründungsdatum

Erste Blütezeit

Bis Mitte 1948 fehlen Informationen über die Arbeit der Kulturgemeinde fast gänzlich. Danach ist es die Fuldaer Volkszeitung mit ihrer Lokalseite „Oberhessische Nachrichten“, die zum Beispiel am 4. Oktober 1948 unter dem Titel „Musikfrohes Alsfeld“ auf die positive „Breitenarbeit der Kulturgemeinde“ hinweist. Mit dem Wiedererscheinen der Oberhessischen Zeitung ab 28. Juli 1949 häufen sich Hinweise, Anzeigen, Berichte und Kritiken über Veranstaltungen der Kulturgemeinde. Was überrascht und im Hinblick auf die noch schwierige Nachkriegszeit Hochachtung bezüglich der organisatorischen Leistung abfordert, ist die Fülle und Spannbreite des kulturellen Angebotes innerhalb weniger Monate: Von der Chopin-Feier anlässlich des 100. Todestages des Komponisten (4. August 1949), über einen Serenadenabend auf dem Marktplatz (16. August 1949), ein Beethoven-Konzert des Marburger Orchesters (10. November 1949), einen Lichtbildervortrag des Kameramannes und Weltreisenden Walter Frenz (November 49), einer Aufführung des „Totentanzes“ durch die Laienspielgruppe am Totensonntag 1949 bis zu einem Wiener Walzerabend, der für den Neujahrstag 1950 geplant war.

Doch ohne besondere Schubkraft ist auch die Kulturgemeinde damals nicht ausgekommen. Unter der Überschrift „Belebung des Kulturlebens in Alsfeld“ berichtete die Oberhessische Zeitung am 7. Oktober 1949: „Unter Vorsitz von Landrat Dr. Mildner, Bürgermeister Dr. Landgrebe, Schulrat a.D. Reisinger und Zahnarzt Dr. Thümmel hat sich in Alsfeld nunmehr ein Viermänner-Ausschuss gebildet, um das Kulturleben in der Kreisstadt und der engeren Umgebung wieder zu beleben […]“. Mildner wurde am 28. Februar 1950 zum Vorsitzenden der Kulturgemeinde gewählt. 17 Jahre lang hat sie von seinem Vorsitz und den unterstützenden Möglichkeiten, die Amt und Behörde bieten konnten, profitiert.

In der Folgezeit entfaltete sich über mehr als ein Jahrzehnt eine rege Veranstaltungstätigkeit mit festen Saisonprogrammen und Abonnements. Normalerweise wurden pro Saison fünf bis sieben Theaterabende, zwei bis drei Konzerte und ein Lichtbildervortrag geboten. Von der Saison 1952/53 wird sogar berichtet, dass insgesamt 23 Veranstaltungen stattgefunden haben. Eine typische, selbstbewusste Anzeige von 1950 zeigt Abb. 3. Aber in den Anfangsjahren gab es auch ungeplante, aus heutiger Sicht ungewohnte Ereignisse. Am 14. Dezember 1950 musste die Oberhessische Zeitung melden: „Wie wir von der Kulturgemeinde Alsfeld erfahren, fällt die Aufführung von Schillers ‚Räuber’, die heute Abend im Deutschen Haus stattfinden sollte, wegen Kohlenmangels aus.“ Dies war Veranlassung, bei der Ankündigung der ersten Theaterveranstaltung des folgenden Winters ausdrücklich zu vermerken: „Der Saal ist geheizt“.

Es würde viele Seiten füllen, alle Opern, Operetten, Schauspiele, Orchester-, Kammer- und Solistenkonzerte sowie Vortragsabende landeskundlicher, kunsthistorischer und mundartlicher Art der 50er-Jahre aufzuzählen. Bekanntlich fanden die meisten Ereignisse im großen Saal des Deutschen Hauses statt. Dieser Raum bot nicht immer die besten Bedingungen. So ereiferte sich am 19. Mai 1952 der Kritiker E.W.: „[…] überaus störend machte sich wiederum die schlechte Akustik des Saales […] bemerkbar, […] man verstand kein Wort […], wenn von draußen der Donner eines vorbeirollenden Lastzuges einbrach. […] Und ist es wirklich unmöglich, endlich einmal an die Fenster dieses städtischen Saales Vorhänge anzubringen? Sie waren diesmal mit Kulissen zugestellt […]“. Meist wohlwollende Kritiken schrieb viele Jahre Dr. Erwin Völsing, der bereits im Jugendorchester von 1927 unter Karl Dotter gespielt hatte und später Klavierlehrer des langjährigen Leiters von Singkreis und Kammerorchester, Helmut Köhler, war.

Singkreis und Kammerorchester

Über die Geschichte des Alsfelder Singkreises sind anlässlich des 25- und 50-jährigen Chorjubiläums ausführliche Veröffentlichungen erfolgt. Nach der Gründung zu Pfingsten 1948 muss es innerhalb der folgenden eineinhalb Jahre zu einer Aufnahme des bis dahin namenlosen Frauenchores in die Kulturgemeinde gekommen sein. Denn am 22. November 1949 wird in der Oberhessischen Zeitung bereits vom „Singkreis der Kulturgemeinde“ gesprochen.

1955 übernahm Helmut Köhler den Singkreis und formte ihn über 43 Jahre zu einer weit über die Stadtgrenzen hinaus anerkannten, qualifizierten Chorgemeinschaft [08]. Unvergessen ist das von 1955 bis 1971 regelmäßig durchgeführte „Offene Singen“. Spannweite und Fülle der von Köhler aufgeführten Chorliteratur sind bisher nur schwerpunktmäßig beschrieben worden [07].

13 Jahre jünger als der Singkreis ist das Kammerorchester der Kulturgemeinde, das 1961 „anlässlich der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der Albert-Schweitzer-Schule […] aus der Taufe gehoben wurde“ und dessen Ursprung auf das von Köhler seit Mitte der 50er-Jahre geleitete Schülerorchester zurückgeht. Seinen ersten Auftritt mit der Kulturgemeinde als Veranstalter hatte es allerdings erst am 22. September 1962 mit einem Serenadenkonzert im Klostergarten (Abb. 1). Ebenso wie der Singkreis hat sich später das Kammerorchester bei großen Konzertveranstaltungen durch Leistung und Einsatzfreude ausgezeichnet. Seit mehr als drei Jahrzehnten bilden den beide Gruppen das Rückgrat der Kulturgemeinde.

Die Krise

Das exzellente und breit gefächerte Kulturangebot der 50er-Jahre mit bis zu 436 Abonnenten war wegen des großen Nachholbedarfes so erfolgreich. Mit zunehmender Verbesserung der wirtschaftlichen Situation, mit leistungsfähigeren Angeboten von außen und nicht zuletzt mit der Verbreitung des Fernsehens änderten sich auch die Bedürfnisse und Gewohnheiten im kulturellen Bereich. Als 1965 für ein Opern- oder Operettengastspiel Honorare von 5.000 bis 6.000 Mark gefordert wurden, beschloss der Vorstand, in der folgenden Spielzeit keine Theaterveranstaltungen mehr durchzuführen. Stattdessen sollten „hervorragende Orchester für Kammermusikabende verpflichtet werden: Doch schon zwei Jahre später musste Vorsitzender Mildner feststellen: „Der Besuch aller Veranstaltungen war so schlecht, dass nur durch großzügige Spenden die Kulturgemeinde existenzfähig gehalten werden konnte“.

Im Juni 1969 schrieb der Schatzmeister Dr. Heinrich Schönhals an das Amtsgericht: „[…] möchte ich Ihnen mitteilen, dass die Tätigkeit der Kulturgemeinde seit längerer Zeit ruht. […] Es soll demnächst Klarheit darüber geschaffen werden, ob der Verein aufgelöst wird oder auf den Singkreis der Kulturgemeinde übergeht“. Es kam dann tatsächlich zu einem Zusammenschluss zwischen Kulturgemeinde und den bis dahin weitgehend eigenständig operierenden Gruppen Singkreis und Kammerorchester. Neuer Vorsitzender wurde Dr. Dieter Saalmann, der dieses Amt bis 1977 ausübte. Helmut Köhler übernahm neben seiner Leitung von Chor und Orchester den stellvertretenden Vorsitz, den er bis 1997 innehatte. Der bisherige Vereinsname wurde erweitert in: Kulturgemeinde Alsfeld e.V. – Alsfelder Kammerorchester – Alsfelder Singkreis. Der ursprünglich so umfangreich formulierte Vereinszweck lautete jetzt: „Die Vereinigung sucht ihr Ziel insbesondere durch musikalische Veranstaltungen und musikalische Darbietungen zu erreichen“.

Neuorientierung

Anfang der 70er-Jahre wurden Auftritte auswärtiger Künstler immer seltener. Damit verschwand auch die „Kulturgemeinde“ mehr und mehr aus dem öffentlichen Bewusstsein. Stattdessen waren es Singkreis und Kammerorchester, die durch eine Vielzahl von Veranstaltungen sowohl volkstümlicher als auch klassischer Art in Alsfeld und Umgebung zum Begriff wurden. Die Kulturgemeinde reduzierte sich schrittweise auf ihre Funktion als Trägerverein.

Die Finanzlage ließ zunächst nur begrenzte Aktivitäten zu. Öfters wandte sich der Vorstand in den ersten Jahren nach dem Neuanfang an den Magistrat der Stadt und den Kreisausschuss mit der Bitte um Unterstützung. Insgesamt konnte sich die Kulturgemeinde glücklich schätzen, immer Fürsprecher aus Stadt und Kreis gehabt zu haben. Auch engagierten sich bis zum heutigen Tag entweder der Alsfelder Bürgermeister oder der Landrat oder beide zusammen als Beisitzer im erweiterten Vorstand. Im Gegenzug setzten sich Singkreis und Kammerorchester für ihre Stadt ein, wenn sich die Gelegenheit bot. Waren es anfangs Rundfunkaufnahmen in Frankfurt (1973 und 1974), die auch dem Bekanntheitsgrad Alsfelds zugute kamen, später eine erste Reise in die französische Partnerstadt Chaville (1979) oder 1972 die musikalische Umrahmung des Festaktes zur 750-Jahr-Feier der Stadt, so begann ab 1980 ein 20-jähriges Engagement im Rahmen der Internationalen Musikfestivals in Alsfeld (Abb. 5). Lagen die örtliche Organisation und Durchführung des ersten Festivals noch wesentlich in Händen des seit 1977 amtierenden Vorsitzenden Konrad Rüssel, bildete sich wenige Jahre später ein „Arbeitskreis Musikfestival“ unter maßgeblicher Beteiligung und Leitung von Mitgliedern der Kulturgemeinde (ab 1983 Christoph Kramer, ab 1991 Annette Thon).

Abb. 5: Titelseite und Programm des 6. Konzertes des 1. Internationalen Musikfestivals 1980

Ende der 80er-Jahre startete zusätzlich zum Festival in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Rundfunk die Konzertreihe „Alsfeld Musik Art“. Auch hier waren Singkreis und Kammerorchester bis in die Gegenwart eingebunden, so dass für eigene Programme der Kulturgemeinde kaum Zeit blieb.

Die Bilanz der Aktivitäten beider Ensembles von Ende 1969 bis 2000 zeigt aber trotzdem eine außergewöhnliche Fülle und Vielfalt: 29-mal war der Singkreis, 39-mal das Kammerorchester und 51-mal waren beide zusammen im Einsatz. Volkstümliches Liedgut, Madrigale, Motetten und Oratorien gehörten lange zum Schwerpunkt-Repertoire. Ab 1984 wurden auch zeitgenössische Werke erarbeitet. Die „Fantasie Nr. 2 für Chor, Klavier und Streicher“ von Helge Jörns, die kommunale Oper ,„Die Regentrude“ als Kollektivkomposition der Meisterklasse von Hans Werner Henze (1987), David Graham’s „Lichtblick“ (1990) und das „Wald-Epos“ des Dänen Holger Prytz (1994) waren Auftragskompositionen und Uraufführungen. Die immer mit großer Präzision und Begeisterung dargebotenen Konzerte haben Singkreis und Kammerorchester bis heute ein treues Publikum gesichert.

Die Musikschule

Als Anfang der 80er-Jahre erkennbar wurde, dass ein ausreichender und qualifizierter Instrumentalunterricht in Alsfeld nicht mehr gewährleistet schien, kam im Vorstand der Kulturgemeinde erstmals der Gedanke an eine Musikschule auf. Natürlich stand der Wunsch nach einer kommunalen Zuständigkeit im Vordergrund. Die finanziellen Möglichkeiten der Stadt ließen dies aber nicht zu. So kam es Anfang 1985 zu dem ebenso mutigen wie weitsichtigen Beschluss, die Trägerschaft von der Kulturgemeinde übernehmen zu lassen. Das „Betreiben einer Musikschule“ wurde jetzt zusätzlicher Vereinszweck. Zur ehrenamtlichen Geschäftsführerin wurde Dorothee Hansen gewählt, die die Organisation mit bescheidenen Mitteln von ihrer Privatwohnung aus abwickelte. Am 1. September 1985 nahm die „Alsfelder Musikschule“ mit 22 Schülern und vier Lehrkräften ihre Arbeit auf.

Die weitere Entwicklung verlief schneller als erwartet. Mitte 1989 erhielten 130 Schüler in acht verschiedenen Fächern Instrumentalunterricht. Anfang 1991 übernahm Ralf Caspar hauptamtlich die Leitung. Die Stadt stellte Büroräume im Pfarrwiesenweg, später in der Schellengasse zur Verfügung. Eine Sekretärin auf Teilzeitbasis wurde erforderlich. Eine vom Land bezuschusste Projektarbeit mit Behinderten wurde aufgebaut und blieb bis heute wichtiger Arbeitsbereich der Musikschule. 1992 wurde ein Elternverein gegründet, etliche Jahre später aber wieder aufgelöst. Im gleichen Jahr entstand ein „Förderverein Alsfelder Musikschule“, um zum Beispiel den Kauf von Instrumenten finanziell zu unterstützen.

Das 10-jährige Jubiläum 1995 und die folgenden Jahre haben gezeigt, dass die Musikschule mit in der Spitze 630 Schülern inzwischen eine wichtige, unverzichtbare Stellung im kulturellen Leben der Stadt erreicht hat. Ein schöner Beweis für die Leistungsfähigkeit waren auch die hervorragenden Ergebnisse, die Schüler bis in die jüngste Zeit regional und überregional bei Wettbewerben „Jugend musiziert“ erreicht haben.

(Gekürzte Fassung eines Textes, dessen Veröffentlichung in den Mitteilungen des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld vorgesehen ist. Siehe: Dr. Norbert Hansen, 50 Jahre Kulturgemeinde Alsfeld e.V. Wechselvolle Geschichte eines Vereins mit großer Bedeutung für das kulturelle Leben einer Stadt, in: Mitteilungen des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld, 17. Reihe, Nr. 5, 2001, S. 121-135.)

Quellenangaben

[01] Repertorien des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt, Abt. G15, R169 Kreis Alsfeld, kulturelle Vereine 1908-1951

[02] Persönliche Mitteilung Adolf Petschke, Lauterbach

[03] Persönliche Mitteilung Prof. Dr. Karl-August Helfenbein, Lauterbach

[04] Fuldaer Volkszeitung 5. April 1949

[05] Oberhessische Zeitung 28. Juli 1949

[06] Fuldaer Volkszeitung 29. Juni 1949

[07] Oberhessische Zeitung 10. März 1973 und 30. Mai 1998

[08] Oberhessische Zeitung 7. November 1998

Die Veröffentlichung dieses Textes im Rahmen des
Internetprojekts www.Geschichtsforum-Alsfeld.de wurde vom Autor genehmigt.

Erstveröffentlichung:

Dr. Norbert Hansen, 50 Jahre Kulturgemeinde Alsfeld. Wechselvolle Geschichte eines Vereins mit großer Bedeutung für das kulturelle Leben der Stadt, in: Heimat-Chronik Alsfeld, 18. Jahrgang, 2001, Heft 9, S. 1-4.

[Stand: 29.02.2024]