Heinrich Dittmar – Freund und Mentor

Von Dr. Monika Hölscher, Alsfeld (2024)

Heinrich Dittmar war mir Freund und Mentor und war im besten Sinne ein „Menschenfreund“, stets hilfsbereit und freundlich, aber durchaus auch konsequent und beharrlich, wenn es etwas durchzusetzen galt oder sich gegen Ungerechtigkeiten zu wehren. Er war gradlinig, offen und direkt, bisweilen gepaart mit einem Schuss Ironie und/oder Sarkasmus, wenn er merkte, dass er „auf taube Ohren“ oder Unverständnis stieß, dies vor allem, wenn es um die Aufarbeitung der Geschichte der Juden ging oder um Holocaustüberlebende oder um deren Nachkommen, die ihm ganz besonders am Herzen lagen. Die Organisation von Veranstaltungen rund um den 9. November, die „Reichspogromnacht“, war ihm seit vielen Jahren eine Herzensangelegenheit.

Führung durch das jüdische Alsfeld mit Heinrich Dittmar
© Foto GFA

Heinrich Dittmar war es, der mein Interesse an der Geschichte der NS-Zeit in Alsfeld und deren Opfer weckte, so dass auch ich mich seit vielen Jahren damit intensiv beschäftige. Mit seinen Führungen durch das jüdische Alsfeld, seinen zahlreichen Schriften, Vorträgen, Ausstellungen, Stolpersteinverlegungen, Stadtführungen zum jüdischen Leben in Alsfeld, die Erstellung von Zeitzeugeninterviews auf Video/DVD, hier hervorzuheben das Interview mit Michael Maynard (1922-2011), die Anregung zur Einweihung eines Gedenksteins für die Opfer des Nationalsozialismus beim Amtsgericht am 27. Januar 2014 usw. hat er in Alsfeld Maßstäbe gesetzt und wird unvergessen bleiben. Sein Nachlass befindet sich heute im Hessischen Staatsarchiv in Darmstadt, seine Heimatbibliothek im Vorwerk-Museum in Ulrichstein und die Judaica in Fulda.

Unvergessen sind mir die vielen Treffen mit Heinrich Dittmar und seiner Frau Marga in verschiedenen Cafés in Alsfeld, stets dabei: Ein Notizheft, in dem er alles, was ihm wichtig erschien, Gedanken, Ideen und Gesagtes, notierte. Er war im besten Sinne neugierig und offen für Neues, unabdingbare Eigenschaften für einen (Lokal-)Historiker. Auch damit hat er mich inspiriert. Nur damit konnte ich auch in seinem Todesjahr 2014 seine Nachfolge als Referentin beim „Christkindwiegen“ antreten, wie er, immer auf der Suche nach einem spannenden Thema, nach etwas, was noch nicht viele Male gesagt oder geschrieben worden ist.

Heinrich Dittmar wird mir unvergessen bleiben. Seiner Witwe Marga bin ich in Freundschaft verbunden.

[Stand: 14.02.2024]