Otto Diehl
Zur Erinnerung an den Pädagogen und Heimatforscher

Von Herbert Jäkel, Alsfeld (1997)

In diesem Band [01] über den Stadtteil Altenburg wird eines Mannes gedacht, der viele Schülergenerationen unterrichtet, am öffentlichen Leben regen Anteil genommen und sich vor allem mit der Geschichte Altenburgs befasst hat: Otto Diehl, geboren am 18. September 1900 in Alsfeld, verstorben am 19. September 1984 in Alsfeld, einen Tag nach seinem Geburtstag im Alter von 84 Jahren.

Otto Diehl (1900-1984)
© Sammlung Herbert Jäkel

Otto Diehls Lebensweg wurde durch die wechselhaften Zeitumstände vom Kaiserreich über die Weimarer Republik und das „Dritte Reich“ zur Bundesrepublik Deutschland bestimmt. Die dienstlichen Versetzungen seines Vaters 1902 als Gerichtsvollzieher nach Wald-Michelbach im Odenwald und 1908 nach Groß-Umstadt führten dazu, dass Otto Diehl zunächst die Volksschule in Wald-Michelbach, dann die Realschule in Groß-Umstadt und schließlich die Ludwigs-Oberrealschule zu Darmstadt besuchte, wo er am 7. Februar 1918 das Abitur ablegte.

In jener schwierigen Zeit um das Ende des Ersten Weltkrieges besuchte Otto Diehl von März 1918 bis April 1919 pädagogische Kurse, wurde „widerruflicher Schulgehilfe“ in Schwarz, Rainrod und Dreieichenhain, bestand 1921 die erste und 1922 die zweite Lehrerprüfung in Darmstadt.

Der häufige Wechsel seines Arbeitsplatzes zeichnete das Leben Diehls aus. Er war zunächst „Schulgehilfe“ in Darmstadt und Gräfenhausen, dann Schulverwalter in Ober-Ramstadt und Gießen, wo er nebenamtlich von 1929 bis 1932 an der Heeresfachschule unterrichtete, schließlich Schulverwalter in Altenburg, wo er als fest angestellter Lehrer von 1932 bis 1945 tätig war.

Noch im August 1944 wurde er zur Wehrmacht einberufen, geriet in Gefangenschaft, die er in Weilburg, Kreuznach, Bretzenheim, Rheinhafen Straßburg-Kehl, Wintersdorf und Offenburg verbrachte, bevor er am 31. Mai 1947 in Tuttlingen entlassen und bei Arbeiten auf dem Schlossgut Altenburg eingesetzt wurde.

Da er, wie die meisten Beamten, anlässlich einer Lehrerkonferenz im Mai 1933 in die Partei der NSDAP aufgenommen wurde und mit verschiedenen Tätigkeiten bei der NS-Volkswohlfahrt, dem NS-Lehrerbund und dem Reichsluftschutzbund betraut wurde, führte das 1945 automatisch zu seiner Entlassung aus dem Schuldienst. Erst nach seiner Spruchkammerverhandlung mit der Einstellung seines Verfahrens und der Amnestie wurde Otto Diehl am 12. April 1948 zunächst an der Stadtschule in Alsfeld wieder eingestellt und kurz darauf nach Altenburg zurückversetzt, wo er 1951 zum Hauptlehrer ernannt wurde. In dieser Zeit betreute Diehl vom 1949 bis 1953 auch die Kreisbildstelle Alsfeld. Als seine Planstelle in Altenburg infolge Verkleinerung der Schule wegfiel, wechselte Diehl 1954 an die Schule nach Klein-Linden, wo er 1957 zum Rektor ernannt und 1965 in den Ruhestand versetzt wurde. Zu seinem Lebensabend ließ er sich wieder in seiner Geburtsstadt Alsfeld nieder. Otto Diehl hatte sich ebenfalls um den Geschichts- und Museumsverein Alsfeld verdient gemacht. Schulrat Rausch gewann ihn als Schriftführer bis zu seiner Versetzung nach Klein-Linden. Nach seiner Pensionierung war er von 1968 bis 1977 Museumsverwalter, führte Stadt- und Museumsbesichtigungen durch, ordnete den Schriftverkehr, die Bibliothek und den Zeitschriftenaustausch, betreute und verzeichnete die Sammlungsgegenstände und verfasste heimat- und kulturgeschichtliche Beiträge über Altenburg und über viele Ausstellungsstücke des Museums.

Der Geschichts- und Museumsverein ernannte Otto Diehl 1971 zu seinem Ehrenmitglied. Für seine Verdienste erhielt er 1970 die Silberne Ehrennadel der Stadt Alsfeld und den Wappenteller des Kreises Alsfeld.

Zur Würdigung seiner Verdienste hat der Verfasser die zahlreichen, verstreut veröffentlichten Beiträge Diehls zur Geschichte des Dorfes Altenburg zusammengefasst, neugeordnet und ergänzt, ohne den Wesenszug der Diehl‘schen Darstellungsweise zu verändern.

Erstveröffentlichung:

Jäkel, Herbert: Otto Diehl. Zur Erinnerung an den Pädagogen und Heimatforscher, in: Magistrat der Stadt Alsfeld (Hrsg.): Alsfeld und seine Stadtteile (Band 8), Altenburg, Alsfeld 1997, Seite 9.

Die Veröffentlichung der Texte des Autors im Rahmen des Internetprojekts
www.Geschichtsforum-Alsfeld.de wurde von ihm bzw. seinen Rechtsnachfolgern genehmigt.

[Stand: 01.01.2024]