Wie Alsfeld doch noch zu einem Gymnasium kam – Chronologischer Abriss der Schulgeschichte von 1861 bis 2009

Von Elisabeth Hillebrand und Konrad Rüssel, Alsfeld (2009)

Am 8. Januar 1861 wurde in Alsfeld eine Realschule eröffnet, aus der sich die heutige Albert-Schweitzer-Schule entwickelte. Das Bemühen, in Alsfeld neben den Volksschulen eine weiterführende Schule zu erhalten, geht bis in das Jahr 1840 zurück. Als rühriger Verfechter der Schulgründung gilt Gerhard Jakob Ramspeck, der von 1825 bis 1871 Bürgermeister in Alsfeld und zeitweise auch Abgeordneter im Landtag des Großherzogtums Hessen Darmstadt war.

Die Gründerjahre

Als Gründungsrektor wurde von der großherzoglichen Oberstudiendirektion in Darmstadt Friedrich Wilhelm Grein aus Offenbach berufen. Die Schule nahm ihren Unterricht mit 52 Knaben in dem Pfarrhaus im Schnepfenhain (heute Haus Nr. 27 neben der jetzigen Stadtbücherei) auf. Im Laufe des Jahres 1861 stieg die Zahl der Schüler auf ca. 100, die der Lehrer auf fünf.

Die Schüler besuchten die 5-klassige Schule vom zehnten bis zum fünfzehnten Lebensjahr. Dies war möglich, weil keine gemeinsame Grundschule für alle Kinder von Staats wegen vorgeschrieben war; Eltern konnten ihre Kinder auch auf private Grundschulen geben oder Privatlehrer engagieren.

Nach der Versetzung von Friedrich Wilhelm Grein zurück nach Offenbach wurde 1864 der bisherige Reallehrer Johann Schäfer zum Direktor ernannt. Während seiner Amtszeit stieg die Schülerzahl vorübergehend auf 270. Von 1870 bis in die Zeit zu Beginn des Jahrhunderts bewegte sie sich dann im Bereich von knapp 200. Darunter befanden sich übrigens jeweils 40-50 jüdische Schüler, das sind mehr als ihrem Bevölkerungsanteil in Alsfeld entsprach. In dem Gebäude am Schnepfenhain entstand um 1866 eine bedrängende Enge, man musste auf Räume im heutigen „Kartoffelsack ausweichen.

1869 wurde die Schule von einer 5-jährigen in eine 6-jährige Realschule umgewandelt: die Schüler verließen sie jetzt erst mit 16 Jahren. Sie durfte sich nun Realschule II. Ordnung nennen. Außerdem bekam sie das Recht, Zeugnisse des „Einjährigen“ auszustellen. Damit war die Befähigung und Möglichkeit zum einjährigen – freiwilligen Militärdienst gemeint (statt der 2-jährigen Rekrutenzeit).

1873 wurde Johann Schäfer zum Direktor am Lehrerseminar in Friedberg ernannt, sein Nachfolger wurde der bisherige Reallehrer Friedrich Götz. Er konnte in seinem ersten Amtsjahr ein von der Stadt Alsfeld am Schnepfenhain errichtetes Gebäude für die Realschule einweihen: die heutige Stadtbücherei. Dieser Neu- bzw. Anbau enthielt vier Klassenzimmer und einen Festsaal, das alte Pfarrhaus nebenan wurde weiter benutzt.

Während von der Gründung bis zur Mitte der siebziger Jahre die Absolventen der Alsfelder Realschule häufig in das Polytechnikum nach Darmstadt eintraten, orientierten sie sich ab 1878 nach Gießen, wo eine Realschule I. Ordnung eingerichtet worden war, an der man die Reifeprüfung ablegen konnte. Im Jahre 1890 verstarb plötzlich Direktor Götz, sein Nachfolger wurde Dr. Ernst Schermann aus Gießen, der jedoch bereits nach zwei Jahren als Seminardirektor nach Alzey ging.

Schulgeld und Freistellen

Für den Besuch der Alsfelder Realschule wurde von Anfang an Schulgeld erhoben. Es betrug z.B. im Jahre 1875 je nach Alter drei bis fünf Goldmark monatlich. Zum Vergleich seien die Lehrergehälter jener Zeit benannt: 175 Mark monatlich für Lehrer mit Seminarausbildung und 250 Mark für akademisch ausgebildete Lehrkräfte. Das bedeutet, dass das Schulgeld für einen Knaben auf der Realschule etwa 2% eines Lehrergehaltes ausmachte, nach heutigen Verhältnissen also etwa 100 DM im Monat. Für Familien mit mehreren Jungen auf der Realschule gab es eine Ermäßigung für das Schulgeld; außerdem gewährte das Großherzogtum für 5% der Schüler ein sogenanntes „Freistellen“ für bedürftige Schüler.

Zum Nachfolger von Direktor Scheuermann wurde 1892 durch allerhöchstes Dekret des großherzoglichen Ministeriums Alfred Haller aus Darmstadt benannt. Die Gebrüder Wallach hatten 1881 zum Gedenken an ihren Vater Maier Wallach (1880, jüdischer Brauerei- und Sägewerksbesitzer in Alsfeld) eine Stiftung von 3.000 Goldmark gemacht, aus deren Erträgen Freistellen für Alsfelder Realschüler finanziert wurden, und zwar unabhängig von deren Konfession. Auf Anregung von Direktor Haller beschloss der Gemeinderat von Alsfeld im Jahr 1894 zwei weitere Freistellen für bedürftige Schüler der Realschule aus städtischen Mitteln.

Im Jahr 1896 verstarb Direktor Haller nach längerer Krankheit. Sein Nachfolger wurde der Realgymnasiallehrer Dr. Philip Jacobi aus Mainz. In seine Amtszeit fiel eine erneute Änderung der Regelung zum „Einjährigen“: Es konnte ab dem Jahr 1900 schon nach der Untersekunda (10. Klasse) erteilt werden, wenn die Schüler eine entsprechende Abschlussprüfung (mittlere Reife) bestanden. Direktor Jacobi und sein Nachfolger Pitz betrieben zusammen mit den Stadtvätern von Alsfeld ab der Jahrhundertwende die Umwandlung der Alsfelder Realschule in eine Oberrealschule, an der die Reifeprüfung (Abitur) abgenommen werden durfte. Man wollte den ca. 60 Oberstufenschülern ersparen, täglich (von Montag bis Samstag) mit dem Zug nach Gießen zu fahren, oder sich dort eine Pensionsstelle zu suchen. In Lauterbach existierte zu jener Zeit auch noch keine Oberstufe, diese wurde erst 1941 eingerichtet.

Die Umwandlung zur Vollanstalt und der Neubau in der Schillerstraße

Die Umwandlung zur Oberrealschule erfolgte durch die Regierung in Darmstadt in den Jahren 1907/1908, so dass am 11. März 1909 die erste Reifeprüfung in Alsfeld stattfand. Inzwischen war Direktor Jacobi längst (1902) zum Leiter des Lehrer- und Lehrerinnenseminars in Darmstadt ernannt worden und sein Nachfolger Dr. Heinrich Pitz zum Schulleiter berufen worden.

Die großherzogliche Regierung hatte die Genehmigung zur Erweiterung der Alsfelder Realschule zur Vollanstalt an die Bedingung geknüpft, dass die Stadt Alsfeld je ein neues Schulhaus für die Realschüler und die Volksschüler baute. So entstanden in den Jahren 1907-1910 in Alsfeld die Stadtschule in der Volkmarstraße und Oberrealschule in der Schillerstraße.

Das Gebiet zwischen der Schillerstraße und der heutigen Bürgermeister-Haas-Straße war zu jener Zeit ein Kleingartengelände außerhalb der Stadt. Dort hinein wurde an die bestehende Schillerstraße das imposante Gebäude mit einem Sockel aus rotem Sandstein und einem mächtigen Schieferdach gebaut. Es hatte auf drei Etagen je vier Klassensäle und unter dem Dach einen großen Musikraum (Aula), wo jetzt die Räume 41 und 42 sind. Großzügig für jene Zeit waren die Physik und Chemie untergebracht: Physik in der I. Etage mit Hörsaal im jetzigen Raum 27 und Sammlung mit Vorbereitung in den heutigen Bibliotheken und Übungen im jetzigen Raum 29. Die Chemie hatte senkrecht darüber in der II. Etage in den entsprechenden Räumen ihr Reich. Der Umzug in das neue Gebäude erfolgte am 24. Oktober 1909. In das alte Gebäude am Schnepfenhain zog 1913 die höhere Bürger-(Mädchen) Schule. Sie war 1903 gegründet worden und existierte bis zum Jahr 1928, in dem sie mit der Oberrealschule zusammengelegt wurde.

Die Schule im 1. Weltkrieg

Die Jahre 1914 bis 1918 standen auch für die Alsfelder Oberrealschule im Zeichen des 1. Weltkrieges: Einen Tag vor dem Sommerunterrichtsbeginn am 2. August 1914 hatte der Kaiser Russland den Krieg erklärt und den Befehl zur allgemeinen Mobilmachung gegeben. Von den 15 Lehrern der Oberrealschule mussten 10 sofort einrücken. Der Unterricht brach für kurze Zeit zusammen, bis durch den Einsatz von Hilfskräften, Pensionären und auch weiblichen Lehrkräften (ein Novum an Realschulen!) eine notdürftige Unterrichtsversorgung hergestellt werden konnte. Von den Oberprimanern legten viele vorzeitig die Reifeprüfung (Notprüfung) ab und meldeten sich anschließend freiwillig an die Front.

Die Kriegsbegeisterung war anfänglich noch ziemlich groß; die Schulchronik verzeichnet z.B. im Jahr 1915 siebenmal schulfrei, und zwar aus Anlass des Sieges über das russische Heer in Ostpreußen, desgleichen in Westgalizien (Mackensen), der Wiedereroberung von Przemyols, der Eroberung von Lemberg, des Falls von Grodno, der Einnahme von Wilna und des Falls von Nisch.

Die Schülerschaft beteiligte sich an mehreren Sammlungen von Goldmünzen in der Alsfelder Bevölkerung und an der Zeichnung von Kriegsanleihen zur Finanzierung der ungeheuren Kriegsmaschinerie. Das Lehrerkollegium übernahm ab Ende 1916 die Ausgabe der Lebensmittelkarten für die Alsfelder Bürger, um die Stadtverwaltung zu entlasten: im Erdgeschoss der Schule wurde dazu ein Büro im Zimmer des Pedells eingerichtet, das jeden Nachmittag mit einem Lehrer besetzt war. Die Aktion lief bis April 1918.

Im Frühjahr 1917 wird der Schulleiter Dr. Pitz zum Leiter einer Darmstädter Schule berufen, sein Nachfolger als Direktor in Alsfeld ist Ernst Hensing. Zu diesem Zeitpunkt ist die Schülerzahl auf ca. 350 angestiegen.

Im November 1918 wird die Schule von einer Flieger-Ers.-Abteilung belegt, so dass bis Januar 1919 kein Unterricht gehalten werden kann. Bis dahin sind dann sieben Lehrer aus dem Krieg zurückgekehrt (drei sind gefallen). Von den 33 Schülern, die sich als Soldaten an dem Krieg beteiligten (mussten), sind 13 zu Tode gekommen. In der Nachkriegszeit ist der Schulbetrieb noch einige Jahre durch Notlagen gekennzeichnet: Lebensmittelknappheit und auch Kohlenmangel für die Schulheizung.

Die Zeit der Weimarer Republik

Die Umstellung auf die neue Staatsform der Republik fällt der Schule schwer; das Lehrerkollegium verhält sich die ganze Weimarer Zeit gegenüber dem neuen „Volksstaat Hessen reserviert (dies wird an anderen höheren Schulen kaum anders gewesen sein). Die Abschaffung der Vorklassen an der Oberrealschule wegen Einführung einer allgemeinen Grundschulpflicht für alle Kinder wird mit Bedauern hingenommen.

Die jährlichen Schulfeiern im November zum Gedächtnis der gefallenen Lehrer und Schüler sind nicht frei von nationalistischem Gedankengut: der Festredner vom 20. November 1920 „mahnt zur Pflege des echten und alten Soldatengeistes, des Geistes der Pflichttreue und Zucht, der Tapferkeit und der Ehrenhaftigkeit, des Geistes, der allein im Stande sei, Deutschland aus dem Abgrund der Not und Schande wieder herauszuführen.“

Aufregung entsteht, als 1925 ein Studienrat aus Offenbach, der dort kommunistischer Stadtverordneter war, nach Alsfeld versetzt werden soll. Die Schule versucht, das zusammen mit Eltern und der Bürgermeisterei zu verhindern, was ihr aber nicht gelingt. Er wirkt bis Ende 1927 (zuletzt als kommunistischer Landtagsabgeordneter) an der Oberrealschule, ohne das sich die bei seiner Ankunft „erwarteten Unzulänglichkeiten“ (siehe Schulchronik) ergaben. Der „Verein der Deutschen im Ausland (VDA)“ ist in der Alsfelder Oberrealschule relativ stark vertreten: 1927 umfasst die VDA-Gruppe 60 Schüler. Zu den jährlichen Pfingsttreffen des VDA, auf denen alldeutsche Propaganda gemacht wurde, fährt Ende der 20er-Jahre jeweils eine starke Delegation Alsfelder Schüler in Begleitung von ein bis zwei Lehrern. Der VDA spielt auch in der Nazizeit eine wichtige Rolle in Alsfeld und an unserer Schule.

Ein Höhepunkt der Schulgeschichte in der Weimarer Zeit war die Aufstellung und Einweihung des Kriegerdenkmals am 5. Mai 1929. Schon während des 1. Weltkrieges war dafür Geld gesammelt worden. Das Denkmal bekam seinen Platz an der Stelle der heutigen Aula am Eingang zum botanischen Garten, der sich im Bereich des jetzigen Hinterhofs befand. Seine Inschrift lautete: „Mit Herz und Hand fürs Vaterland, 1914-1918“.

Die Rede des Vorsitzenden des Vereins der ehemaligen Schüler zur Denkmalsweihe enthält die in unseren Ohren bedenkliche Passage: „Es soll euch zurufen, dass ihr nimmer ruhen und rasten dürft, bis die Schmach, die man uns angetan hat, wieder von uns genommen ist, bis das deutsche Volk wieder den Platz unter den Völkern einnimmt, der ihm gebührt. Im April 1929 musste Direktor Hensing vorzeitig in den Ruhestand treten. Sein Nachfolger wurde Dr. Karl Hainer, welcher vorher Schulleiter in Lauterbach war. Er leitete die Schule während der ganzen Nazizeit. Zeitzeugen wissen zu berichten, dass er kein überzeugter Anhänger Hitlers war.

Das III. Reich im Schulleben

Die nationalsozialistische Schulpolitik machte sich schon bald nach Hitlers Machtergreifung und der Bildung einer neuen Regierung in Hessen in der Alsfelder Oberrealschule bemerkbar. Anfänglich war es nur der neue Sprachgebrauch, der von der NSDAP und der HJ in die Schule übernommen wurde und eine Reihe von äußerlichen Änderungen.

Der 1. Mai wird plötzlich von der Schule mit anderen NS-Gruppierungen als nationaler Tag der Arbeit gefeiert. Der Samstag wurde zum Staatsjugendtag, an dem die Schüler, die der Hitlerjugend angehören, schulfrei haben, um sich sportlichen oder vormilitärischen Übungen zu widmen. Die „Restschüler mussten von den Lehrern beschäftigt werden eine raffinierte Methode der politischen Repression.

Die jüdischen Kinder wurden in vielfältiger Weise in der Schule schikaniert. 1933 waren es noch 13, nach und nach wurden sie abgemeldet, z.B. weil die Eltern verängstigt nach Frankfurt zogen. Am 30. November 1935 verließen die letzten jüdischen Schüler, nämlich Manfred Moses (Sohn des Kaufmanns Philipp Moses) und Hilde Salomon (Tochter des Diplomingenieurs Karl Salomon) die Anstalt. Viele der jüdischen Schüler wurden in den Vernichtungslagern umgebracht, nur von ganz wenigen gab es nach dem Krieg ein Lebenszeichen.

Im Schulwesen traten 1937/1938 größere Änderungen ein: Die Oberprima fiel weg, so dass 1937 zwei Jahrgänge die Reifeprüfung absolvierten. Die Stundentafel wurde derart geändert, dass in allen Klassenstufen fünf Stunden Sport in der Woche zu erteilen waren. Die Oberrealschulen wurden umbenannt in „Oberschulen für Jungen (in die aber auch Mädchen aufgenommen wurden).

Auch aus den dürren Daten der Schulchronik ist erkennbar, wie die Qualität der Ausbildung allmählich abnahm und statt dessen eine Vielzahl von Schulveranstaltungen wie Rundfunkübertragungen politischer Reden, Filmvorführungen, Vorträge über militärische Themen und Schülerteilnahme an Veranstaltungen der Hitler-Jugend den Unterricht häufig unterbrachen.

Unterricht fiel auch aus, weil Lehrer zu militärischen Übungen einberufen wurden oder weil „Ährenlesen“ oder „Kartoffelkäferaktionen“ auf dem Programm der Schule standen. Das Kriegerdenkmal war das Zentrum der nationalsozialistischen Indoktrination; dort fanden unzählige Flaggenappelle, Feierstunden, Ansprachen und Kundgebungen statt.

Der 2. Weltkrieg

Im August 1939 erfolgten dann die ersten Einberufungen von Lehrern zum Militärdienst. Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges durch Deutschlands Überfall auf Polen am 1. September 1939 war zuerst kaum noch Unterricht möglich, da fast alle Lehrer im Einsatz waren. Nach einiger Zeit besserte sich die Lage insoweit, als ein notdürftiger Unterricht mit Wehruntauglichen, Lehrerinnen und Pensionären eingerichtet werden konnte. Der allerdings wurde im Sommer durch häufige Einsätze (Erntehilfe, Kamillesammeln) und im Winter durch längere Kälteferien wegen Kohlenknappheit unterbrochen.

In der 2. Kriegshälfte kamen dann noch die Probleme mit der Evakuierung von Teilen der Bevölkerungen aus den Großstädten. Nach Alsfeld wurde eine ganze Höhere Mädchenschule aus Offenbach ausquartiert. Die Mädchen wurden in Familien untergebracht und an Nachmittagen in der Oberrealschule beschult.

Anfang 1941 geht Direktor Dr. Hainer zu einer militärischen Übung nach Fulda, von der er (auf eigenen Wunsch!) nicht wieder an die Schule zurückkehrt, sondern beim Militär bleibt. An seine Stelle wird der Leiter der Friedberger Oberschule Dr. Hermann Heiland nach Alsfeld versetzt. Das Schulklima wird rauer, immer öfter erreichen die Schule Nachrichten vom Tode ehemaliger Schüler an der Front; Offiziere der Wehrmacht und der SS sprechen vor den Schülern; Schüler werden als Flak-Helfer eingezogen.

Im Herbst 1944 wird das Schulgebäude von einer Luftwaffenschule besetzt, der Unterricht wird nur noch notdürftig stundenweise in Alsfelder Gaststätten gehalten, bis er im Winter 1944/45 ganz zusammenbricht. Die Anstalt befindet sich in Auflösung, Herr Dr. Heiland lässt sich nach Rüsselsheim versetzen. Bei Kriegsende werden polnische Kriegsgefangene und Fremdarbeiter in der Schule einquartiert, die in ihrer Not alles Brennbare (Schulmöbel, Lehrbücher, Landkarten, physikalische Geräte) zum Heizen und Kochen verwenden. Nach ihrem Abzug im Sommer 1945 befindet sich das Schulhaus in einem Zustand, der als für die Lehrer und Schüler unvorstellbar beschrieben wird.

Oberstudiendirektor Dr. Hainer, der im Januar 1945 krank vom Militär entlassen worden war und die Schule formell wieder leitete, starb zu Himmelfahrt im Alsfelder Krankenhaus. Ihm blieb es erspart, das verwüstete Schulhaus noch einmal zu sehen.

Der Neuanfang nach Kriegsende

Am 1. Oktober 1945 wurde der Unterricht nach langer Unterbrechung wieder aufgenommen. Für sieben Monate war man zu Gast in der Stadtschule, in der bei Kriegsende ein Lazarett untergebracht war. Es fehlte praktisch an allem, war für einen Unterrichtsbetrieb erforderlich war: Hefte, Kreide, Schwämme, Lappen, Karten und vor allem Bücher.

Auf Anordnung der amerikanischen Besatzungsbehörden waren alle Schulbücher mit NS-Inhalten oder Anmerkungen eingestampft worden. Außerdem waren diejenigen Lehrer nicht zum Unterricht zugelassen, die schon 1937 der NSDAP beigetreten waren. Das waren insgesamt neun. Vier Lehrkräfte waren nicht davon betroffen: Professor Schimpf (der stellvertretende Direktor der Schule) und die Studienräte Laun, Reimherr und Müssig. Drei Lehrer, die nicht aus Alsfeld stammten, kamen zum Kollegium hinzu, so dass insgesamt sieben Lehrkräfte für die anfänglich 300 Schüler zur Verfügung standen. Es konnte nur ein verkürzter Stundenplan (ohne naturwissenschaftliche und musische Fächer sowie Sport) laufen.

Ab 1946 liefen dreimal neben den normalen Klassen noch Kurse für Kriegsheimkehrer, in denen frühere (vorzeitig in den Krieg entlassene) Schüler in fünf bzw. neun Monaten auf die Reifeprüfung vorbereitet wurden. Die Schule bekam den neuen Namen „Realgymnasium Alsfeld“. Es wurde erstmalig eine Elternvertretung gewählt. Das Schulgeld wurde abgeschafft. Herrn Professor Schimpf wurde die kommissarische Schulleitung übertragen. am 25. April 1946 konnte die Oberschule ihre Räume in der Schillerstraße wieder beziehen, nachdem sie notdürftig wieder hergerichtet worden war.

Die Schülerzahl stieg ab dem Schuljahr 1946/1947 auf über 500 Schüler, während sie in all den Jahren von 1920 bis 1945 bei 200 bis 250 gelegen hatte. Vermutlich waren neben dem Zuzug von vielen Flüchtlingskindern ein neues Bildungsbewusstsein dafür verantwortlich, wodurch auch mehr Mädchen am Realgymnasium angemeldet wurden. Im Schuljahr 1947/1948 kehrten einige Lehrer nach Abschluss ihres Entnazifizierungsverfahrens an die Schule zurück, der Unterricht wurde fast im „friedensmäßigen Umfang wieder gehalten. Und es wurde eine Schülerspeisung eingerichtet, anfänglich für 425, ab März 1958 noch für 200 Kinder. Ende 1948 trat Professor Schimpf nach 37-jähriger Tätigkeit an der Anstalt in den Ruhestand. Er war der ruhende Pol in den Kriegs- und Nachkriegsjahren gewesen und hatte die Schule mit großer Hingabe geleitet. In Anerkennung dafür bekam er mit seiner Pensionierung den Titel „Oberstudiendirektor“ verliehen.

Die Restauration in den Nachkriegsjahren

Am 15. Februar 1949 fand eine gemeinsame Versammlung der Eltern der Volksschule und des Realgymnasiums statt, in der auf Anordnung des Kultusministeriums die Pläne für eine Schulreform diskutiert wurden. Zur Debatte standen eine 6-jährige Grundschule und die Verlängerung der Volksschuldauer von acht auf neun Jahre. In der Abstimmung sprachen sich 63% der rund 400 Anwesenden für die 4-jährige Grundschule und 56% für die 8-jährige Volksschule aus.

Der Andrang in die Sexta des Gymnasiums war in diesen Jahren enorm: 1949 wünschten 226 SchülerInnen die Aufnahme in die 5. Klassen, es konnten aber nur 150 in

drei (!) Sexten aufgenommen werden. Der Anteil der Mädchen war 42% der gesamten Schülerschaft von 663 gestiegen. Anfang 1950 trat als Nachfolger von Professor Schimpf Herr Dr. Gustav Wolf seinen Dienst an.

In den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg fand jeweils am 10. September eine Gedenkfeier für die Opfer des Naziregimes in der Schule statt. Um so unerklärlicher ist, dass irgendein Verantwortlicher (Schulleitung? Stadtverwaltung?) veranlasste, das Kriegerdenkmal mit dem Zusatz „1939-1945“ versehen zu lassen und nun der Eindruck entsteht, als ob die Schule der Meinung sei, die gefallenen, vermissten, verschleppten, hingerichteten oder vergasten ehemaligen Schüler seien im 2. Weltkrieg fürs Vaterland gestorben.

Der „Neue Stil“ der 50er-Jahre

Bis in die 50-er Jahre wurde die Tradition aus der ersten Hälfte des Jahrhunderts fortgesetzt, in Schulfeiern bedeutender deutscher Dichter oder Musiker zu gedenken. So fand im September 1950 eine Feier zum 200. Todestag von Johann Sebastian Bach, im März 1952 eine Beethoven-Feier und im Mai 1955 eine Schiller-Feier statt. Aus Ermangelung einer Aula fanden diese Feiern ebenso wie die Abiturientenentlassungen im „Deutschen Haus“ statt, einem Saalbau an der Kreuzung Marburger Straße / Alicestraße.

Die Schulchronik gibt auch einen Einblick, wie in den 50er-Jahren die Jahresausflüge gestaltet wurden. So ist z.B. für das Jahr 1951 vermeldet, dass die jüngeren Jahrgänge vor Pfingsten eine eintägige Wanderung unternahmen, die Mittelstufenklassen einen zweitägigen Ausflug (eine 9. Klasse erwanderte z.B. das Knüllgebirge) und die Oberstufe einen einwöchigen Landschulheimaufenthalt (z.B. eine 11. Klasse in der Jugendherberge von Lindenfels im Odenwald).

Als dann im Juni 1953 die Unter- und die Oberprima eine zehntägige Frankreichreise nach Paris, Verdun und Nancy zusammen mit sieben Lehrern und dem Schulleiter unternahm, galt das für Alsfeld als eine kleine Sensation. Die Schule bemühte sich in diesen Jahren darum, den Schülerinnen und Schülern ein möglichst breites kulturelles Programm neben dem Unterricht zugänglich zu machen: man spielte des Öfteren Theater (im Deutschen Haus), fuhr regelmäßig zusammen zu Theateraufführungen in Gießen und Marburg, und die Oberklassen feierten bei Musik und Tanz (zusammen mit Eltern und Lehrern). Die Schülermitverwaltung arbeitete mit bei Sammlungen und Spendenaktionen. Das Schulorchester gestaltete die zahlreichen Schulfeiern mit, die neben Festreden und Musikstücken auch Gedichtvorträge enthielten. Jährlich fanden Schwimmfeste im städtischen Freibad statt. Man spürt aus alledem den festen Willen, nach der barbarischen Nazizeit einen kulturellen und auch einen demokratischen Neuanfang zu finden.

Der Ausbau in der Schillerstraße

Im Jahr 1954 ging die Schulträgerschaft von der Stadt Alsfeld auf den Kreis Alsfeld über. Dessen Bauamt nahm sofort Planungen für eine gründliche Renovierung und einen Anbau für die Naturwissenschaften und einen Zwischentrakt mit Toiletten und einer Aula auf. Die Kreisgremien brauchten noch bis zum Frühjahr 1956, um die Finanzierung zu gewährleisten, dann begannen die Bauarbeiten.

Während der Bauzeit verließ Schulleiter Dr. Wolf die Schule, um fortan das Gymnasium in Friedberg zu leiten. Sein Nachfolger wurde Dr. Max Schulz aus Darmstadt. Das Hauptgebäude war im Oktober 1956 wieder benutzbar (neue Türen, Fußböden und Beleuchtung), der Anbau mit der Aula wurde im Februar 1957 eingeweiht. In diese Zeit fiel auch die Namensgebung der Schule. Eine Anfrage der Schule bei Dr. Albert Schweitzer in Lambarene im Februar 1956 hatte eine positive Antwort zu Folge gehabt, so dass der Kreistag im Juni 1956 die Benennung des Realgymnasiums in Albert-Schweitzer-Schule beim Kultusministerium beantragen konnte, das sich sofort einverstanden erklärte.

Im März 1959 trat Dr. Schulz nach drei Jahren aktiver Tätigkeit in den Ruhestand und die Schulleitung wurde Dr. Helmut Friedrich aus Lauterbach übertragen. Zu seinen ersten Amtshandlungen gehörte die Umsetzung des Düsseldorfer Abkommens der Kultusministerkonferenz, das die Einrichtung von Zweigen an den Gymnasien festgelegt hatte. An der Albert-Schweitzer-Schule wurde ein mathematisch-naturwissenschaftlicher Zweig (mit 5 Wochenstunden Mathematik und 5 Stunden Physik in den Klassen 12 und 13, dafür Verkürzung von Englisch und Französisch) und ein neusprachlicher Zweig (mit 5 Stunden Deutsch und Englisch ein den Jahrgängen 12 und 13, aber weniger Mathematik und Naturwissenschaften) eingerichtet.

Die Explosion der Schülerzahlen

Die Amtszeit von Dr. Friedrich ist gekennzeichnet durch einen beispiellosen Anstieg der Schülerzahlen:

1959/1960: 511 – 1963/1964: 542 – 1966/1967: 753 – 1969/1970: 883 – 1972/1973: 958 –
1974/1975: 1128 – 1976/1977: 1211 –

Ursachen dafür liegen in geburtenstarken Jahrgängen, die ins Gymnasialschulalter kamen, einem neu erwachenden Bildungsbewusstsein in der Elternschaft und der unermüdlichen Bereisung des Altkreises Alsfeld durch Dr. Friedrich, der dabei gezielt für den Eintritt von Kindern aus den Dörfern in das Alsfelder Gymnasium warb.

Parallel zu der Steigerung der Schülerzahlen auf mehr als das Doppelte ging eine deutliche Umstrukturierung des Lehrerkollegiums einher: In den zwölf Jahren von 1965 bis 1977 traten 71 Lehrkräfte neu in das Kollegium ein, zugleich wurden 47 pensioniert bzw. versetzt. Viele der jungen Lehrkräfte waren geprägt von den Erfahrungen der 68er-Jahre an den Hochschulen. Das Spektrum der Meinungen unter den Lehrkräften wurde breiter, die ersten Mitglieder der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft traten auf, das Kollegium bot allmählich ein pluralistisches Bild. Mehrere Lehrkräfte betätigten sich kommunalpolitisch. Ein Zeichen gelebter Demokratie?

Der enorme Anstieg der Schülerzahlen – 1980/1981 wurde das Maximum mit 1296 (674 Jungen und 622 Mädchen) erreicht – brachte für die Schule erhebliche Raumprobleme. Der Kreis mietete Räume im Stadtgebiet als Klassenzimmer an, später erhielt die Schule Räume in der ehemaligen Berufsschule in der Schillerstraße 3.

Der Neubau für die Oberstufe

Nach der Gebietsreform in Hessen, bei der die Kreise Alsfeld und Lauterbach zum Vogelsbergkreis zusammengelegt wurden, begannen die Planungen für einen Neubau für die Oberstufe in der Krebsbach neben der neuen Kreisberufsschule. Im Sommer 1977 trat Dr. Friedrich nach 18-jähriger Tätigkeit in den Ruhestand. Sein Nachfolger, Jürgen Flechtner, übernahm die Schulleitung im Frühjahr 1978. Sein Name ist verbunden mit der Umsetzung der Oberstufenreform (Kurssystem) und der Einweihung des neuen Oberstufengebäudes in der Krebsbach im Jahre 1981. So großzügig und weitläufig das neue Gebäude auch ist, für die Schule brachte es das Problem der Verteilung auf zwei Standorte; für die Schülerinnen und Schüler weniger beschwerlich, für die Lehrerinnen und Lehrer jedoch ausgesprochen strapaziös.

Die Einführung der neu gestalteten gymnasialen Oberstufe (Kurssystem) in den Jahren 1976-1979 bedeutete für die Schülerinnen und Schüler und die Lehrerinnen und Lehrer eine gewaltige Umstellung. Die Schülerinnen und Schüler mussten sich darauf einstellen, in der Oberstufe ohne den gewohnten Klassenverband aus zukommen. Für die Lehrerinnen und Lehrer war es neu, dass bisherige Nebenfächer wie Gemeinschaftskunde, Chemie und Biologie oder Französisch als fünfstündige Leistungsfächer zu unterrichten. Ab 1982/83 kam auch noch Sport als Leistungskurs hinzu. In übrigen Nebenfächern wie Religion, Erdkunde, Kunst und Musik wurden in dem neuen System Kursarbeiten fällig. Der Aufwand für die Abiturprüfungen stieg erheblich. Dank des unermüdlichen Einsatzes von Studienleiter Gustav Günzel wurde der Übergang reibungslos bewältigt.

Die 90er-Jahre

Zum Schuljahresende 1986/1987 ging Oberstudiendirektor Flechtner in den Ruhestand. Die Schulleiterstelle blieb danach 4 Jahr unbesetzt und wurde kommissarisch von Studiendirektor Konrad Rüssel verwaltet. Im Herbst 1991 wurde er zum Schulleiter ernannt und blieb es bis zum Jahre 1997.

Ab dem Schuljahr 1988/1989 wurden an der Albert-Schweitzer-Schule wieder Sextaner aufgenommen. In den Jahren 1981 bis 1987 waren die Klassen 5 und 6 als Förderstufen an den Grundschulen in Alsfeld und Romrod und an den Gesamtschulen in Homberg (Ohm) und Mücke organisiert. Zu den Alsfelder Grundschulen und nach Romrod fuhren die Lehrer des Gymnasiums um die Förderstufenschüler in den A-Kursen in den Hauptfächern zu unterrichten.

Die Wende in der DDR von 1989, der Fall der Mauer und die Wiedervereinigung Deutschlands brachten für die Schule eine Öffnung nach Osten mit sich. Zuerst entstanden Kontakte zwischen Kollegien an thüringischen Schulen und dem Alsfelder Gymnasium. Danach kamen Schulpartnerschaften mit osteuropäischen Schulen zustande: 1993 mit dem Liceum in Wabrzezno bei Posen in Nordpolen, 1995 mit einem Gymnasium in Spisska Nova Ves in der Slowakei und 1999 mit Kaliningrad. Mit allen dreien finden jährliche Schüleraustausche statt. Die Austauschfahrten von und nach Chaville bei Paris und nach New Mills in England werden ebenfalls fortgeführt.

Die ASS heute

1998 wurde Elisabeth Hillebrand als Schulleiterin ernannt. Nach 140 Jahren Schulgeschichte ist sie die erste Frau Direktorin. Seinerzeit hatte die Schule knapp 1200 Schülerinnen und Schüler die von gut 90 Lehrkräften unterrichtet wurden. Mit Idealismus und Tatendrang nahm sie die an der Albert-Schweitzer-Schule seit 29 Jahren ruhende Tradition des Jahrbuchschreibens wieder auf. Seit dem Schuljahr 1998/1999 erscheint seitdem diese jährliche Dokumentation der schulischen Tätigkeiten. Ebenso initiierte sie im Jahre 1999 die Gründung des Vereins der Freunde und Förderer der Albert-Schweitzer-Schule. Die Schule erfährt durch ihn eine erhebliche ideelle und materielle Unterstützung. Der 1. Vorsitzende war für mehrere Jahre Herbert Diestelmann, seinerzeit Bürgermeister der Stadt Alsfeld und ehemaliger Schüler der Albert-Schweitzer-Schule. Sein Nachfolger war Werner Planz und der derzeitige Vorsitzende ist Welker.

Im Jahre 2000 hatte die Schule allen Grund zu feiern. Vom 27. bis zum 30. Januar 2000 feierte die Schule an 4 Tagen folgende Anlässe: Die Albert-Schweitzer-Schule wurde 140 Jahre alt.

Albert Schweitzer, der Namenspatron der Schule, feierte seinen 125. Geburtstag, das Hauptgebäude der Schule, das stattliche Gebäude in der Schillerstraße, wurde 90 Jahre alt und das Kurssystem existierte seit 20 Jahren.

Auszug aus der Jubiläumsrede der Schulleiterin während der festlichen Eröffnungsveranstaltung, an der politische Entscheidungsträger und schulisch Verantwortliche teilnahmen:

„Bis heute werden die Schülerinnen und Schüler in zwei Gebäuden unterrichtet: Die Jahrgangsstufen 5 bis 8 in der Schillerstraße und die Jahrgangsstufen 9 bis 13 In der Krebsbach. Zwei Standorte, die durch einen flotten Fußmarsch von etlichen Minuten voneinander getrennt sind, bringen zahlreiche Probleme mit sich, und bedingt durch die Wege einen Unterrichtsausfall nicht unerheblichen Ausmaßes. Erwähnt werden muss auch die große Belastung für die unterrichtenden Kolleginnen und Kollegen. Da sind kaum Verschnaufpausen, Schülergespräche oder kurze Abstimmungen zwischen den Lehrern möglich, man muss sich ja schnellstens auf den Weg machen, um nicht noch später zu kommen. Im Übrigen sind die räumlichen Kapazitäten absolut ausgeschöpft. Hätten wir im letzten Jahr nur sieben Anmeldungen für die Jahrgangsstufe fünf zusätzlich gehabt, hätten wir eine 6. Parallelklasse einrichten müssen, wären dazu aber aus räumlichen Gründen nicht in der Lage gewesen. Selbstverständlich haben wir bereits Physik- und andere Fachräume zu gewöhnlichen Klassenräumen umfunktioniert. Die Räume im Oberstufengebäude sind überdies für die so genannte Oberstufenkursstärke konzipiert, d.h. für die Unterrichtung von maximal 22 Personen. In 10 Klassen wird aber zurzeit mit jeweils über 30 Schülern und Schülerinnen Unterricht durchgeführt.

Ich denke, ich habe damit deutlich genug gemacht, dass es mehr als dringlich ist, neuen Unterrichtsraum zu schaffen, und das muss mit einer Zusammenführung der Standorte verbunden werden, damit die Albert-Schweitzer-Schule ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag erfüllen kann. Und noch eines: es muss recht bald geschehen.“

Und es wurde gehandelt

Im Herbst 2004 erfolgte der Abriss des desolaten Gebäudes von Aula und Toiletten in der Schillerstraße. Am 26.01.2007 wurde der Erweiterungsbau in Passivhausweise in der Schillerstraße eingeweiht.

Bis Ende 2008 wurde dann das naturwissenschaftliche Gebäude in der Schillerstraße grundlegend saniert und neu ausgestattet.

Bis Ende 2009 erfolgt die Sanierung des Geburtstagskindes. Im Jahr also, indem das Hauptgebäude 100 Jahre alt wird, erhält es ebenfalls eine grundlegende Sanierung.

Die Albert-Schweitzer-Schule ist seit 2003 eine Schule mit pädagogischer Mittagsbetreuung. Das Land Hessen und der Schulträger stellen dafür die Mittel zur Verfügung, die es erlauben, den Schülerinnen und Schülern ein Ganztagesangebot an Unterrichtung, Hausaufgabenbetreuung und zahlreichen Nachmittagsangeboten zu gewährleisten. Zudem existieren an beiden Standorten Bistros, die von 7.30 Uhr bis 16.00 Uhr geöffnet sind und in denen zu Mittag täglich frisch gekocht wird.

Über die schulische Arbeit und den Stand der Entwicklung wird einigermaßen umfangreich unter dem Kapitel „Die Albert-Schweitzer-Schule im Jubiläumsjahr von A-Z“ berichtet. Weitere Informationen sind der Homepage der Schule zu entnehmen.

Elisabeth Hillebrand
Konrad Rüssel

Die Veröffentlichung des Textes im Rahmen des Internetprojekts www.Geschichtsforum-Alsfeld.de
wurde von Frau Hillebrand und Herrn Rüssel gestattet. Vielen Dank!

Erstveröffentlichung:

Konrad Rüssel / Elisabeth Hillebrand, Wie Alsfeld doch noch zu einem Gymnasium kam. Chronologischer Abriss der Schulgeschichte von 1861 bis 2009, in: Albert-Schweitzer-Schule (Hrsg.), Jubiläumsjahrbuch 2009 – 100 Jahre Abitur, Alsfeld 2009, S. 18-32.

[Stand: 18.03.2024]