Dorfgeschichte bewahren für kommende Generationen

Von Ulla Hahn-Grimm (2007)

In seinem Heimatort Berfa kennt er sich aus wie kaum ein Zweiter. Doch das ist noch längst nicht alles: Wie kaum ein Zweiter kann er nämlich auch seine Kenntnisse den Menschen vermitteln. Konrad Kaufmann hat zahlreiche Texte zum Thema Heimatgeschichte veröffentlicht, darüber hinaus hat er sich aber auch als Fremdenführer rund um den Bechtelsberg beliebt gemacht. Für diese Verdienste wurde Kaufmann mit dem Kulturpreis der Stadt Alsfeld ausgezeichnet.

Es handelte sich um den mittlerweile elften Kulturpreis, den die Stadt für besondere Verdienste um das kulturelle Leben vergibt. Nachdem bisher die Bereiche Musik, bildende Kunst, Heimatdichtung und Kulturmanagement im Mittelpunkt standen, wurden diesmal Verdienste um die Heimatgeschichte ausgezeichnet. Die Verleihung fand fast vor der Haustür des Geehrten, nämlich in der Kulturscheune Berfa statt, die Laudatio hielt Bürgermeister Herbert Diestelmann.

„Mir geht es darum, die Dorfgeschichte zu erhalten für die Nachkommen“, erzählt der rüstige 78-Jährige. Und: „Viele halten das für alten Krimskrams.“ Solche Sätze hört der Familienvater und Großvater dreier Enkel nicht gern, da versucht er gegenzusteuern: „Was sollen die kommenden Generationen schließlich von uns erzählen?“ Er ist überzeugt, dass die Menschen besser mit der Gegenwart zurecht kommen, wenn sie auch über die Geschichte Bescheid wissen. Und der Untersuchungsgegenstand von Kaufmann ist nicht die große Weltpolitik, sondern die Politik im Mikrokosmos Berfa und Schwalm. Und im kleinen Bereich lassen sich die Ereignisse der großen Politik oft viel besser verstehen und nachvollziehen als in abstrakten Geschichtsbüchern: So hatte Konrad Kaufmann eine Ausstellung zusammengetragen zum Thema „Das Dorf in Kriegszeiten“. Hier hat er alle Kriegsteilnehmer seit dem Dreißigjährigen Krieg aufgelistet – ein eindringliches Zeugnis, wie ein kleines Dorf ohne eigenes Verschulden in die Gebietsansprüche von Machthabern verschiedenster Couleur hineingezogen wurde.

In einer weiteren Ausstellung trug er alle Höfe aus Berfa zusammen, die älteste Eintragung lässt sich bis zum Jahr 1530 zurückverfolgen. Doch die Liste seiner historischen Arbeiten ist viel länger. Besonders bemerkenswert sind die Arbeiten Kaufmanns, weil er sie noch neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit bei der Firma Welle in Angriff nahm. Auch das ist noch nicht alles: Viele Jahre lang war er auch als Ortsvorsteher von Berfa im ehrenamtlichen Einsatz. Doch trotz seiner vielfältigen Verpflichtungen: Seine heimatgeschichtlichen Beiträge zeichnen sich durch fundiertes Wissen und Unterhaltungswert aus. Man erinnert sich gern an seinen letzten Vortrag im Regionalmuseum, denn das Thema „Heiraten – früher und heute“ ist wieder ganz aktuell, sieht man alle die Soap-Operas und Tele-Novellas im Fernsehen.

Lebendig und mit Bezügen zur Gegenwart sind auch immer die Geschichten und Legenden, die er bei den Führungen rund um den Bechtelsberg erzählt. Inzwischen hat er sie veröffentlicht. Der Titel lautet „Rund um den Bechtelsberg“. Darin enthalten sind Sagen und Legenden vom „Bräutigam und der Hexenbraut“ oder die Geschichten vom „Hessischen Blocksberg“.

Im vorliegenden Buch ist Konrad Kaufmann ebenfalls wieder ganz stark engagiert: die meisten Textbeiträge aus diesem 12. Band der Reihe „Alsfeld und seine Stadtteile“ stammen aus seiner Feder.

Erstveröffentlichung:

Ulla Hahn-Grimm, Dorfgeschichte bewahren für kommende Generationen, in: Magistrat der Stadt Alsfeld (Hrsg.): Alsfeld und seine Stadtteile (Band 12), Berfa, Alsfeld 2007, S. 500.

Die Veröffentlichung der Texte der Autorin im Rahmen des Internetprojekts
www.Geschichtsforum-Alsfeld.de wurde von ihr genehmigt.

[Stand: 08.04.2024]